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sich in ein festes Schlofs1), das von Pharas mit einem Teil
der Kriegsmannschaft belagert wird. Der unglückliche König
läfst dann durch einen Boten um die bekannten drei Dinge
bitten: »erstlich vmb ein kleines stücklein nur defs schim-
ligen Brots, vmb ein Schwammen, die Zäher von seinen
Augen darmit abzutrucknen, zum dritten ein Harpffen oder
Zitter, aufif dafs er sich selbst noch bey lebendigem Leib als
ein Todten vnd verstorbnen besingen möge« 2).
Acht »junge Knaben« beweinen die Unbeständigkeit
des menschlichen Geschicks, für welche der frühere macht-
volle König, der jetzt nur noch ein armer Gefangener ist, die
beste Illustration bietet.
Endlich gibt sich Gilimer gefangen, und als er vor den
Sieger Beiisar gebracht wird, da bricht er in ein unbändiges
Gelächter aus3), weil, wie er sagt, »das Glück eben wie ein
Aff mit ihme spielet und vmbgieng«. Er ermahnt hierauf den
Beiisar mit ernsten Worten, sich sein Unglück und seinen
tiefen Fall zur Warnung dienen zu lassen und sich beizeiten
vorzusehen, damit ihn nicht einst ein ähnliches Mifsgeschick
träfe. Sinnend hört der gewaltige Sieger den vor ihm stehen-
den Gefangenen an, dessen feierliche Rede tönt wie ein Spruch
des ewigen, unabänderlichen Schicksals, und resigniert erwidert
er: »Ita nimirum homines sumus«. Er schickt sodann den
Prokop zum Kaiser und läfst ihn um Triumph und feierlichen
Aufzug bitten. Das abziehende Heer ruft jubelnd seinem
Führer zu: »Belisarius Imperator vicit, Imperator est«. Doch
ernst antwortet der treue Feldherr: »Omittite nomen hoc,
quod proprium est Caesari«.
Fama beruft inzwischen den »fürwitzigen Pöfel, so newe
Zeitung zehören gar begirig ist«, und teilt ihm mit, wie die
Kinder des Königs Gilimer in Not und Elend geraten waren,
sodafs »eines dem andern den halb geknöten oder aufsge-
’) Nach Prokop, V. II. cap. 4. floh er in eine feste Stadt Medeus
in dem Gebirge Pappuas gelegen.
2) Pr. V. II. cap. 6.
3) Über dieses Gelächter des Königs, als er vor Beiisar trat,
berichtet Prokop, V. II. cap. 7.
 
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