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hauptung und Bestattung des h. Sigismund, mit der von ferne
an Konrad Witz erinnernden Behandlung der Architektur und Landschaft,
von einer so auffälligen Ruhe und verhältnismässig würdigen Auffassung,
dass man wohl geneigt sein kann, hier eine andere Hand als die Mächsel-
kirchers zu vermuten.
Derb und karikiert sind auch die Köpfe, welche Uelrich Fuetrer
1457 auf seiner Kreuzigung, Schleissheim, No. 71, gemalt hat. Nur
die Fleischtöne und das goldig blonde Haar sind in Farben gegeben,
die Figuren selbst sind in einem weisslich grauen Ton gehalten, der die
Steinskulptur nachahmen will.
Während bei allen diesen Werken keine Spur eines fremdländischen
Einflusses zu entdecken ist — allenfalls könnte man vielleicht an Anregungen
aus dem benachbarten Franken denken —, kommt in den Arbeiten des
Hofmalers Hans Olmendorfer (1460 bis 1518*) die bairische Eigen-
art nicht mehr ganz unverfälscht zum Ausdruck, doch wäre es wohl
gewagt, bei ihm die persönliche Kenntnis italienischer Kunst voraus-
zusetzen.
In der gotischen Kirche des bairischen Nationalmuseums
steht ein von ihm 1492 für die ehemalige Franziskaner-Kirche gemalter
Altar von mächtigen Abmessungen. Das Hauptbild stellt die Kreuzigung
dar. Die Figuren sind ohne das geringste Gefühl für Gruppierung,
Linienführung und Farbenwirkung bunt und wahllos nebeneinander ge-
stellt, aber ihre Physiognomien sind lebendig und individuell, ohne
grimassiert zu sein. Irgend welche Lokalgrössen scheint Olmendorfer eben-
sowenig wie die ihm vorangegangenen Malermeister als Assistenten der
Handlung porträtiert zu haben, dagegen hat er den Stifter des Altars,
den 1508 gestorbenen Herzog Albrecht IV. (III.), den Weisen, im Alter
von 45 Jahren, kniend in ritterlicher Rüstung und mit mässig langen
Schnabelschuhen, und seine etwa 40 Jahre alte Gemahlin Kunigunde,
Tochter Kaiser Friedrichs III., in reichem Brokatkleid und weisser
Haube auf den Aussenseiten der Flügel in schlichten und lebensvollen
Bildnissen dargestellt.
Edler und monumentaler als dieser ist der angeblich auch von ihm
gemalte Altar der Kirche von Blutenburg bei München von 1491,
wenn auch — der gross und mächtig wirkende Kopf Gott Vaters aus-
genommen — die Charakterisierung der Gestalten schwächlicher ist. Es
ist das nicht der einzige Fall, wo ein deutscher Künstler, dem der
Wirklichkeitsinn gewissermassen im Blute liegt, zu einer Verwässerung
hauptung und Bestattung des h. Sigismund, mit der von ferne
an Konrad Witz erinnernden Behandlung der Architektur und Landschaft,
von einer so auffälligen Ruhe und verhältnismässig würdigen Auffassung,
dass man wohl geneigt sein kann, hier eine andere Hand als die Mächsel-
kirchers zu vermuten.
Derb und karikiert sind auch die Köpfe, welche Uelrich Fuetrer
1457 auf seiner Kreuzigung, Schleissheim, No. 71, gemalt hat. Nur
die Fleischtöne und das goldig blonde Haar sind in Farben gegeben,
die Figuren selbst sind in einem weisslich grauen Ton gehalten, der die
Steinskulptur nachahmen will.
Während bei allen diesen Werken keine Spur eines fremdländischen
Einflusses zu entdecken ist — allenfalls könnte man vielleicht an Anregungen
aus dem benachbarten Franken denken —, kommt in den Arbeiten des
Hofmalers Hans Olmendorfer (1460 bis 1518*) die bairische Eigen-
art nicht mehr ganz unverfälscht zum Ausdruck, doch wäre es wohl
gewagt, bei ihm die persönliche Kenntnis italienischer Kunst voraus-
zusetzen.
In der gotischen Kirche des bairischen Nationalmuseums
steht ein von ihm 1492 für die ehemalige Franziskaner-Kirche gemalter
Altar von mächtigen Abmessungen. Das Hauptbild stellt die Kreuzigung
dar. Die Figuren sind ohne das geringste Gefühl für Gruppierung,
Linienführung und Farbenwirkung bunt und wahllos nebeneinander ge-
stellt, aber ihre Physiognomien sind lebendig und individuell, ohne
grimassiert zu sein. Irgend welche Lokalgrössen scheint Olmendorfer eben-
sowenig wie die ihm vorangegangenen Malermeister als Assistenten der
Handlung porträtiert zu haben, dagegen hat er den Stifter des Altars,
den 1508 gestorbenen Herzog Albrecht IV. (III.), den Weisen, im Alter
von 45 Jahren, kniend in ritterlicher Rüstung und mit mässig langen
Schnabelschuhen, und seine etwa 40 Jahre alte Gemahlin Kunigunde,
Tochter Kaiser Friedrichs III., in reichem Brokatkleid und weisser
Haube auf den Aussenseiten der Flügel in schlichten und lebensvollen
Bildnissen dargestellt.
Edler und monumentaler als dieser ist der angeblich auch von ihm
gemalte Altar der Kirche von Blutenburg bei München von 1491,
wenn auch — der gross und mächtig wirkende Kopf Gott Vaters aus-
genommen — die Charakterisierung der Gestalten schwächlicher ist. Es
ist das nicht der einzige Fall, wo ein deutscher Künstler, dem der
Wirklichkeitsinn gewissermassen im Blute liegt, zu einer Verwässerung