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Lehmann, Friedrich Rudolf
Peter Paul Rubens: Menschen und Mächte des Barock; ein Zeitbild — Stuttgart: Union Dt. Verl.-Ges., 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.66541#0079
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katholischen Gotteshäuser wieder freigeben und die Verfolgung der
Katholiken einstellen. Der Prinz wollte, nachdem er und sein Vater
dieses Zugeständnis gemacht hatten, auf der Stelle heiraten. König
Philipp widersetzte sich und verlangte eine Brautzeit von acht
Monaten, in der die Engländer beweisen sollen, daß sie es aufrichtig
meinen. Erst sollen die Katholikenverfolgungen eingestellt und die
katholischen Kirchen wieder geöffnet werden, dann darf Prinz
Karl zur Hochzeit nach Madrid kommen. Der Bräutigam wurde
reich beschenkt und fortkomplimentiert. Die achtmonatige Brautzeit
hat begonnen.
Prinz Moritz war von der Stunde an, da er die Abreise des
Prinzen of Wales aus Madrid erfuhr, davon überzeugt, daß das
spanisch-englische Ehebündnis nie Wirklichkeit werden wird. Und
er behält recht. König Jakob erwidert die Forderung der Spanier,
die Katholikenmaßnahmen vor der Hochzeit zu treffen, mit dem
Begehren, dann solle auch Spanien vor der Eheschließung die Pfalz
herausgeben. König Philipp denkt gar nicht daran. König Jakob
schreibt Parlamentswahlen aus. Am 29. Februar 162H teilt König
Jakob dem Unterhaus persönlich die Aufhebung des Verlöbnisses
mit. Die Abgeordneten, die ohnehin gegen die geplante Ehe des
Prinzen mit der Katholikin waren, bewilligen sofort die vom König
geforderten Subßdien zur Unterstützung der niederländischen Re-
publik und zur Aufstellung einer Armee, die dem vertriebenen
Kurfürsten Friedrich V. die Pfalz mit Waffengewalt zurück-
holen soll.
Die kühne Berechnung des Prinzen Moritz hat sich als richtig er-
wiesen. Die Abreise des englischen Thronfolgers aus Madrid führt
zu einem engen Freundschaftsverhältnis zwischen England und den
Generalstaaten. — Als der Generalstatthalter der Erzherzogin die
Vereinigung beider Niederlande vorschlug, tat er es nur aus Furcht
vor dem spanisch-englischen Ehebündnis. Er war sich nicht sicher,
ob seine Soldaten, die auf ihn und auf den calvinistischen Glauben

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