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Lehmann, Friedrich Rudolf
Peter Paul Rubens: Menschen und Mächte des Barock; ein Zeitbild — Stuttgart: Union Dt. Verl.-Ges., 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.66541#0264
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des Jüngern auf der Seite der FourmentS; sie, die jetzt die doppelte
Schwägerin Peter Pauls ist.
In der Mitte der Tafel thront die elffache Mutter Klara Stap-
paerts neben ihrem Garten Daniel Fourment, Teppiche und Seiden
6Q §103. Den Schwiegereltern gegenüber neben den Brants auf
zwei herrlichen Renaissancesesseln sitzen die Hauptpersonen:
Peter Paul Rubens, der dreiundfünfzigjährige Bräutigam, ist ein
stattlicher Mann, das muß man ihm lassen. Aufrecht und straff sitzt
er da, frei streift sein Blick in die Runde. Die dunkelbraunen Augen
strahlen von jugendlichem Feuer, und der Schnurrbart ist wie vor
Jahren wieder kühn in die Höhe gebürstet. Was schadet der spär-
liche Haarwuchs des Hauptes, die Wölbung der kahlen, hohen Stirn
gewinnt dadurch nur.
Helena Fourment, traumhaft schön, die Pracht ihrer herrlichen
goldblonden Locken geschmückt mit den Orangenblüten, dem Zeichen
der Braut, trägt ein weißes Seidenkleid und einen schwarz-seidenen
Umhang. Auf dem tiefen Dekollete prangt die schwere goldene
Kette Isabella Brants, mit neuen kostbaren Juwelen bereichert.
Aus ihren Augen leuchtet das tiefste und wahrhaftigste Glück,
wenn sie Peter Paul ansieht. Doch liebreizend kokett blickt sie die
andern Männer an. Sie weiß sehr gut, welchen faszinierenden
Eindruck sie auf alle die hohen Herren hier macht. Es bereitet ihr
scheinbar ein großes Vergnügen, selbst die würdigen Greise in
sich verliebt zu sehen und ihnen noch mehr die Köpfe zu verdrehen.
Die hübsche kleine Frau des Herrn Nikolas Picquerp, Elisabeth
Fourment, erinnert alle an ihre eigene Hochzeit am 2Z. Oktober
1627. „Damals sagte Rubens zu Vater Daniel: ,Nun noch drei
Jahre, alter Freund, dann werden wir wohl schon auf der letzten
Hochzeit im ,Goldenen Hirsch* tanzen/ Aber daß er selbst der
Bräutigam unseres Nesthäkchens sein würde, hat er uns damals
nicht verraten", schließt Elisabeth.
Helena verteidigt ihren Peps: „Das wußte damals außer mir

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