Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
bis jetzt bekannten frühesten Buche mit gedruckten Musiknoten
überhaupt, J, Ch, Gersons »Collectorium super Magnificat vom
Jahre 1473 <gedruckt bei Konrad Fyner in Eßlingen), ist das
Problem nur teilweise und in sehrprimitiverWeise gelöst, indem
die fraglichen fünf rohen quadratischen Notenköpfe in absteigen»
der Richtung einfach nebeneinander gestellt sind. Das Prinzip der
beweglichen Einzeltype <aus Metall?) ist damit zwar ausgesprochen,
doch fehlt gerade die Hauptsache: ihre Verbindung mit demNoten-
System. Auch die wenigen Mensuralnotentypen, welche Franciscus
Nigers lateinische Grammatik von 1480 aus der Offizin Sand-
ritters in Würzburg aufweist, entbehren noch der Linien. Da
aber der erste vollkommene Missaldruck mit beweglichen EinzeL
typen des Jahres 1476 ebenfalls mit dem Namen eines deutschen
Druckers signiert ist, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß auch
auf diesem Gebiete der Druckerkunst Deutschland allen andern
Nationen vorausging. In diesem Jahre 1476 erschien in Rom das
prächtige Missale des aus Ingolstadt gebürtigen Ulrich Han
<Hahn). Mit ihm wird die glänzende Reihe früher Missaldrucke
mit Choralnoten<!) eröffnet. Es folgt 1481 das Würzburger
Missale des Jörg Ryser <Reyser), worauf in Italien Octavianus
Scotus zu Venedig <1482) die Führung ergreift. Diese ersten
Choraldrucke sind Doppeldrucke mit beweglichen Metalltypen
derart, daß gewöhnlich die schwarzen Notenfiguren zuerst aus-
gedruckt, alsdann die <vier) roten Notenlinien übergedruckt wurden.
Zuweilen schlug man wohl auch das umgekehrte Verfahren ein. Je
nach Format, Schönheit und Schärfe der Typen, Sauberkeit der
Ausführung, Wahl der römischen oder gotischen Choralnote haben
diese Missalien ihren eigenen Charakter und Wert. Es sind durch-
schnittlich Prachtleistungen. Noch heute, nach länger als vier-
hundertjährigem, gewiß nicht immer vorschriftsmäßigem Konser-
viertseins überraschen sie durch die Klarheit des Satzes und den
Geschmack in der Anordnung des oft sehr belebten Notenbildes.
Etwas längeren Tastens und Nachdenkens bedurfte die Her-
stellung von FIGURALMUSIKDRUCKEN, d. h. Drucken
mit Mensuralnoten. Hierin ging der aus Fossombrone gebürtige
156
 
Annotationen