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Die Kunst der Renaissance.
Dem Würzburger Meister nahe steht Jörg Syrlin, der Ältere, der
Hauptmeister der Ulmer Schule, der den Altar der Kilianskirche zu Heil-
bronn und die Chorstühle im Münster zu Ulm, die reichsten in ihrer Art in
Deutschland, geschnitzt hat, in denen Kraft und Verständnis im architekonischen
Aufbau mit zarter und würdevoller Behandlung sich vereint.
In Nürnberg erscheint der vielseitige, ausgeprägt subjektive Veit Stoß
(1438—1533). Er hat seine beste Kraft als Bildschnitzer eingesetzt; sein Stil
zeigt eine gewaltige Größe, verbunden mit glänzender Beherrschung der Technik.
Abb. 205. Riemenschneider: Kaiser Heinrich II. auf dem Sterbebett.
(Relief vom Hochgrab im Dom zu Bamberg.)
In seinen Kompositionen lebt ein ungemein leidenschaftliches, echt künstlerisches
Empfinden, aber unberührt vom Hauche des brutalen Naturalismus und sieg-
reich ob der Versuchung, die ideale, weiche Formengebung preiszugeben. Ein
wesentlicher Teil der besten Tätigkeit des Veit Stoß fällt nach Krakau; seine
reichsten Altarwerke und Grabmäler hat er dort 1477—-1496 geschaffen.
Nach Nürnberg zurückgekehrt, schuf er den berühmten ,englischen Gruß< in
der St. Lorenzkirche, ein Holzschnitzwerk von 1518. Innerhalb eines Kranzes
vergoldeter Rosen schweben die überlebensgroßen Vollfiguren der hl. Jung-
Die Kunst der Renaissance.
Dem Würzburger Meister nahe steht Jörg Syrlin, der Ältere, der
Hauptmeister der Ulmer Schule, der den Altar der Kilianskirche zu Heil-
bronn und die Chorstühle im Münster zu Ulm, die reichsten in ihrer Art in
Deutschland, geschnitzt hat, in denen Kraft und Verständnis im architekonischen
Aufbau mit zarter und würdevoller Behandlung sich vereint.
In Nürnberg erscheint der vielseitige, ausgeprägt subjektive Veit Stoß
(1438—1533). Er hat seine beste Kraft als Bildschnitzer eingesetzt; sein Stil
zeigt eine gewaltige Größe, verbunden mit glänzender Beherrschung der Technik.
Abb. 205. Riemenschneider: Kaiser Heinrich II. auf dem Sterbebett.
(Relief vom Hochgrab im Dom zu Bamberg.)
In seinen Kompositionen lebt ein ungemein leidenschaftliches, echt künstlerisches
Empfinden, aber unberührt vom Hauche des brutalen Naturalismus und sieg-
reich ob der Versuchung, die ideale, weiche Formengebung preiszugeben. Ein
wesentlicher Teil der besten Tätigkeit des Veit Stoß fällt nach Krakau; seine
reichsten Altarwerke und Grabmäler hat er dort 1477—-1496 geschaffen.
Nach Nürnberg zurückgekehrt, schuf er den berühmten ,englischen Gruß< in
der St. Lorenzkirche, ein Holzschnitzwerk von 1518. Innerhalb eines Kranzes
vergoldeter Rosen schweben die überlebensgroßen Vollfiguren der hl. Jung-