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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Sammlung Hermann Emden Hamburg (Nr. 1524 Band 1): Versteigerung: 3. November bis 7. November 1908 — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.16195#0014
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— 12 —

ständnisvolles Mäcenatentum, ohne welches kein künstlerisches Schaffen
dauernden Erfolg hat! —

Zur kulturgeschichtlichen Entwickelung, dem künstlerischen Selbstzweck,
dem dekorativen Wert als Schaustück, — kommt noch ein anderes Moment,
was die Vorliebe der Sammler für die keramischen Produkte erklärt: der Reiz,
selbst neue Beiträge zu finden für die Entwickelungsgeschichte, selbst Rätsel
zu lösen, die trotz der vielen bedeutenden Forschungsergebnisse der letzten
Jahre immer wieder neu auftauchen! Die großen Sammlungen der letzten
Jahre, die durch ihre Auflösungen der Öffentlichkeit bekannt wurden, haben
zweifellos für die Forschung manch praktisches Ergebnis gezeitigt, die
Sammlungen Hirth — Habig — Wencke — Pannwitz — Fischer — Clemm.
Ihnen reiht sich nun ebenbürtig an die Sammlung Hermann Emden-
Hamburg, deren erster Teil in überwiegendem Maaße der Keramik an-
gehört. Man könnte berechtigterweise von einem keramischen Museum
sprechen, da auch die kleineren und unbekannten Manufakturen durch treff-
liche und charakteristische Stücke vertreten sind.

In den italienischen Majoliken der Abteilung I finden wir die
berühmten Botegen der Blütezeit: Faenza mit der Casa Pirota, Urbino mit
Arbeiten des Xanto Avelli, Nicola da Urbino, Oratio Fontana; — Siena mit
einer kleinen frühen Platte um 1510, Gubbio mit lüstrierten Schüsseln des
Maestro Giorgio — Deruta — Castel Durante, Caffagiolo, Venedig u. a.

Das deutsche Stein zeug des 16. und 17. Jahrhunderts ist durch
alle klassischen Fabrikorte vertreten: Nassau, Raeren, Kreußen, besonders
reich die Arbeiten des „Weißen Werkes", die Siegburger Schnellen. — In das
if. und 18. Jahrhundert gehören vorwiegend die Arbeiten der künstlerischen
Fayence nördlich der Alpen: Delft, Ronen, Marseille, Moustiers, Nürnberg,
Bayreuth. Voran Delft mit den Platten des Adrian Pynacker, dem Haupt-
meister des wundervollen Farben-Dreiklangs Blau-Rot-Gold. Die fränkischen
Krüge gehören zu den besten ihrer Art: häufig in vergoldetem Silber montiert,
zeigen sie Malerei von größter Feinheit, an erster Stelle der Krug mit der in
Schwarzlot gemalten Ansicht von Augsburg von Joh. Schaper, dessen volles
Signum nicht eben häufig vorkommt.

Die Arbeiten des Bernard Palissy und seiner Schule sind durch
nicht alltägliche Beispiele gut repräsentiert.

Die Abteilung Porzellan ist die bei weitem umfangreichste. Sicher
datiert sind 31 Manufakturen, wozu noch eine Anzahl unbekannter Arbeiten
kommt.
 
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