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messer. Besonders das von Isabey 1821 gemalte Porträt der Comtesse
de Noailles ist wohl eine der zartesten und duftigsten Blüten, die die
Miniaturmalerei überhaupt gezeitigt hat.

Die Vorliebe für Krüge und Kannen, die bereits beim Porzellan
Zum Ausdruck kam, verließ den Sammler auch nicht beim Erwerb
silberner Gefäße, die in mannigfaltigster Form und Art vorliegen.
Meist dem Ausgang des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
angehörig, zeigen sie bei aller Aehnlichkeit der Quellenmotive ebenso
den unerschöpflichen Reichtum an Dekorationsmöglichkeiten der Hoch-
und Spätrenaissance, wie auch die lokale Ausbildung innerhalb ein-
zelner Städte, wie Augsburg, Basel, Breslau, Königsberg, Nürnberg,
Riga, Siebenbürgen usw.

Diesem künstlerischen Milieu, dessen Gesamtinhalt weniger auf
dekorativen Eindruck als auf näheres Betrachten und intimes Genießen
gerichtet war, fügt sich ebenbürtig und gewissermaßen ergänzend an die
Gruppe der Kleinkunstarbeiten, der objets de vitrine: Tabatieren
und Souvenirs, Necessaires, Chätelaines und Bibelots aus Gold mit
farbigem Email, belebt mit graziösen Ornamenten und geschmückt mit
Bildnissen schöner Frauen und Kavaliere. Oder aus Halbedelsteinen
geschnitten und mit goldenen Figuren und Ornamenten überfangen.
Diese preziösen Kabinettstücke sind wie das Glanzlicht eines stilvoll bis
ins Detail durchgeführten Gemäldes: des genußfrohen Luxusbedürfnisses
einer übersättigten Kultur! — Stilistisch machen auch diese Arbeiten
den Wandel der Mode mit: das hochwandige Oval der Dosen aus der
Mitte des 18. Jahrhunderts wird gegen das Ende zu niedriger, in der
Empirezeit ganz flach und viereckig, die Ecken meist abgeschrägt; als
Deckelbilder werden mythologische Stoffe bevorzugt oder, wie in der
Schweiz, heroische Landschaften.

Der Inhalt der Sammlung kann selbstverständlich im Rahmen eines
Geleitwortes nicht völlig wiedergegeben, geschweige denn erschöpfend
behandelt werden, Text und Abbildungen müssen dabei unterstützend
wirken. Was sie aber als Ganzes Jahre hindurch erfüllt hat, Freude,
Genuß und Anregung zu geben, — möchte das in gleichem Maße den
einzelnen Teilen beschieden sein, in die sie nun bald zerfallen wird.

FL Carl Krügen
 
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