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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Editor]
Katalog / Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Sammlung Baurat Schiller, Berlin: Werke antiker Kleinkunst ; Goldschmuck, Gläser, Tonfiguren, Tongefäße ; [Versteigerung 19. u. 20. März 1929] — Berlin, Nr. 2008.1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.15925#0032
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Einleitung

uns die Fassung der einst vorhandenen Steineinlagen und der Stil der Orna-
mente auf Erscheinungen der Völkerwanderungszeit hin.

Ganz in das Mittelalter gehört schließlich der große kahnförmige Ohrring,
dessen Verzierung eine aufmerksame Betrachtung verdient (Nr. 82, Taf. 43).
Die durchgehende enge Verbindung von Granulation und Filigran erzeugt
ein eigentümliches Flimmern der Linien. Marc Rosenberg hat dieser Art der
Arbeit ein ganzes Kapitel in seinem großen Werke gewidmet (Geschichte der
Goldschmiedekunst auf technischer Grundlage, Granulation S. 96ff.).

Den zweiten Hauptteil der Sammlung bilden die Gläser. Eine orien-
tierende Übersicht und kurze Würdigung ist von mir vor einigen Jahren
veröffentlicht worden *). Ein hervorragendes Stück aus dem Stammlande
der Glasarbeit, Ägypten, ist eine zweihenklige Flasche mit linsenförmigem
Körper (Nr. 164, Taf. 3), die aus opakem, dunkelblauem Glase frei über
einem Tonkern geformt ist. Auf die Oberfläche sind Bänder aus hellblauer,
weißer und gelber Masse aufgelegt, mit einem Stäbchen zu Bogenmuster
ausgezogen und schließlich sorgfältig eingedrückt. Die Arbeit des Gefäßes,
das wir in die zweite Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr., also in die Frühzeit
dieses Kunstzweiges zu setzen haben, verrät große Vollendung. Jahrhunderte
hindurch wurden mannigfaltige kleine Glasgefäße in derselben Technik
gefertigt. Sie blieb nicht Alleinbesitz der Ägypter. Auch phönikische und
orientalisch-griechische Werkstätten beteiligten sich an der Herstellung
dieser hübschen Salbfläschchen, Kännchen, Amphorisken, die im ganzen
Mittelmeergebiete begehrt waren. Von diesen sind hier ebenfalls gute Bei-
spiele vorhanden, die uns die Entwicklung der Formen bis in die römische
Kaiserzeit hinein verfolgen lassen (Nr. 165-175, Taf. 6). Ja, die Übung, auf-
gelegte Glasfäden auf der Gefäßwandung durch Stecken oder kammartiges
Werkzeug zu Bogen-, Feder- oder Farnkrautmuster zu ziehen, hielt sich
durch das ganze Altertum, ging in das Mittelalter und die neuere Zeit über
und ist auch heute noch lebendig. Unsere Sammlung enthält gerade zwei
interessante Vertreter aus dem späten Altertume, das in wunderbarer
Irisation leuchtende kugelige Töpfchen aus dem Besitze des Herrn von
Gans (Nr. 178, Taf. 5), wohl eine östliche Arbeit, und den fußlosen, hell-

*) Robert Zahn, Die Sammlung Schiller in Schöneberg, Keramische Rundschau,
33. Jahrgang, 26. Nov. 1925, S. 807—810.

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