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Beverloo, Februar 1918

Nummer 2

1. Zahrgcmg

Veverlooer Lhronik.

Lödlich verunglückt.

Beverloo, 20. Januar 1918.

Zeugen eineS furchtbaren Unglücks wurden wir gestern
vormittag in Leopoldsburg. Ein Ofsizierstellvertreter ver-
suchte noch auf die Tram zu fpringcn, als diese nach dcr
letzten Haltcstclle vor dem Banhof Beverloo ftch wieder in
Bewegung gesctzt hatte. Er tat eincn Fehlspruug, blieb mit
seinem Mantel hängen und wurde mit seinem Nnterkörper
unter die Räder gerifsen, übersahren und über hundert Mcter
mitgeschleift. Als die Tram cndlich zum Halten gebracht war,
konnte der Unglückliche dem Beine und Unterkörper zerquetscht
waren, endlich besreit und in cin Haus getragen werdcn, wo
der Tod ihn nach wenigen Minuten erlöste. Der Vorfall ist
um so tragischcr, als der Beklagcnswerte gerade auf Urlaub
zu Frau und Kindcrn sahren wollte. Es kann nicht dringend
genug davor gewarnt werdcn, die Kleinöahn vor oder nach
dem Haltcn verlassen oder bcsteigen zu wollcn. Die Tram ist
keine Elektrische; sie ist so schlecht konstruiert, daß man nur
mit Mühe cinsteigen kann, wcnn sie hält. Auf- und Absprin-
gen währcnd der Fahrt ist mehr als leichtsinnig und, wie der
obige Fall zeigt, mit Todesgesahr verbunden.

4-

!ie Enlwrcklung des Sports m Vsverloo.

Obwohl die Einführung des Sports in Heer und Marine
noch neucren Datums ist, wie sa überhaupt der deutsche
Sport gcrade erst die Kinderschuhe ausgezogen hat, so hat sich
diese Bewegung, dcr sich ansangs gewaltige Schwierigkeiten
in den Weg stellten, dank der nachhaltigen Unterstützung und
des Vorbildes dcs Ossizierskorps unaushaltsam Bahn ge-
brochen. Ten hohen Wert der Lcibesübungen und ganz be-
sonders der volkstümlichen, wie Fußball und Leichtatlethik, hat
unsere Heeresleitung schon im Fricden richtig erkannt und
vollauf gewürdigt. Vor allem aber jetzt, in dem großen Völ-
kerringen, wo die höchsten Ansordcrungcn an Kraft und
Nerven jedes einzelnen Mannes gcstellt werdcn, haben es sich
die höchsten militärischen Stellen ganz bcsonders angelegen

sein lassen, den Sportbetrieb zu verbreiten und zn fordern.
Nach Wochen harten RingenS und beispielloser Anstrengunge«
wurde bei unsern Feldgrauen sofort der Ruf nach sportlicheH
Betätigung und Leibesübungen laut, und nicht allzu lange
dauerte es, da begann auch wieder der friedliche Kampf anß
dem grünen Rasen. Dicht hinter der Front, in Ruhe, in den
Etappen und fast in allen größeren Städten des besetzten Ge-'
bietes vereinigten sich Sportleute zu löblichem Tun und maßett
in ihren freien Stunden mit Eifer und großer Freude ihrH
Kräste. — So hielt denu auch bald nach Errichtung der Jnf«
Ers.-Truppe Beverloo der Sport im Frühjahr 1916 snnen Ein-
zug in unser Lager. Auf den sreien Plätzen zwischen dert
Kompagnie-Nevieren wurden Fuß-, Faust- und Schleudcrball
Lüchtig bearbcitet und zuguterletzt kleine Kämpfe innerhM
der Bataillone ausgetragen. Jmmerhin recht spärlich fandm
sich hier die Sportsleute zusammen, und erst als der öekanntS!
Altmeister Runge einen Aufruf erließ, wurde der Betrieb
reger. Auf den ideal angelegten Rasenplätzen am Chazal«,
Denkmal wurde an den warmen Abenden des Wochentageff
flcißig trainiert, um des Sonntags in Wettkämpsen seinst
Leistungen zu beweisen. Den ganzen Sommer hindurch wurds.
tüchtig gearbeitet. Als dann aber der ausnahmsweise strengel
Winter hcreinbrach, da zerstreuten sich unsere Sportsleute m
alle Winde, und auch Herr Leutnant Nunge folgte bald seinerrtz
Ruf als Sport-Offizier für gymnastische Uebungen Verwun^
deter in die Heimat. So hielt denn auch unser SporL seinert
Winterschlaf. DaZ war nun allerdings ein vollkommen vev«
sehltcr Standpunkt, denn gerade gegen Wind und Wetter anzu^
kämpsen, den Körper zu stählen und wiederum geschmeidig
zu erhalten, sind die Grundlagen unseres Sports. — Dee
Frühling 1917 brachte neues Leben in die vereisten Glredev«
Non neuem fanden sich Sportsreunde aus allen deutschetz
Gauen zusammen um am Spiel und Sport geistige wre kör-
perliche Erfrischung zu suchen. Die Leichtatlethik spielte nebe«
dem Fußballsport die größte Rolle. Jn leichter Kleidung
konnte man des Abends nach dem Dienst Anhänger der ver*
schrcdensteu Sportzweige auf dem grünen Ilasen tummel«
sehen. Da flog der Speer, Diskus, Schleuderball, die Kugek
, und die Handgranate im hohe» Bogen durch die Luft, auf
I kürzere uud längere Strecken wurde um die Wette gekmftW,
 
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