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Die Leuchtkugel: Kriegs-Lager-Zeitung — 1.1918

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Heft 6 ( Beverloo,April 1918 2. Decade)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22628#0046
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Beverlooer Lhronrk

Aus Friedrichs des Großen Reglement, Vor die Königk.

Prerchrsche Jnfanterie. Berlin 1743. (XV. Art.)

Es nuch ein jeder Officier, Nnter-Officier und Gemeiner
fich die feste Jmpresfion machen, daß es rn der Action weiter
auf nichts ankommt, ats wie den Feind zu zwingen, von dem
Platz, wo er ftehet, zn weichen: deshalb die ganze Gewinnung
der Bataille darauf ankommt, daß man nicht sonder Ordre
stille stehet, sondern ordentlich und geschlossen gegen den Feind
avanciret und chargiret: und weilen die Stärke der Leute und
die gute Ordirung die Preußische Jnsanterie unüberwindlich
machet, so muß den Leuten wohl inprimiret werden, daß, wann
der Feind wider alles Vermuten stehen bleiben sollte, ihr
sicherster und gcwissester Vorteil wäre, mit gesälltem Bajo-
uett rn selbigen herein zu dringen, alsdann der König davon
repondiret, daß keiner wieder stechen wird.

Bunte Zettel sagten seit mehrercn Tagen in allen Teilen
ves Lagers an, daß zu Gunsten der Sammlung für Kriegs-
blindenhunde Theater in der I. E. T. B. gespielt werde. An-
gekündigt war die Pofse „Robert undBertram" oder
die „Zwei lustigen Vagabunden" von Gustav Näder, unter der
Spielleitung dcs um das Beverlooer Theaterleben längst hoch-
verdienten Herrn Hauptmann Strach. Bei fast ausverkauftem
Eaale nahmen die Besucher am 23. und 26. März die harm-
lose liebenswürdige Spitzbubengeschichte mit ihrem ansprechen-
den operettenhaften Charakter recht dankbar aus und kargten
nicht mit dem wohlverdienten Beisall, wenn ihre Eeduld auch
durch reichlich lange Pausen sehr auf die Probe gestellt wurde.
Auf die rotumhängte Bühne unseres Lichtspielhauses solche
Dekorationen zu stellen, wie sie hier gezeigt wurden, ist keine
Kleinigkcit, und wer einen Einblick hat in die Schwicrigkeit,
nach dem Dienst die Leute verschiedener Tienststellen zu Pro-
ben zusammen zu bringen und in kurzer Zeit einzuspielen, der
wird gewiß gerne über gelegentliche Unebenheiten weggesehen
unö das Verständnis und den Eifer aller Mitspielenden aner-
lannt haben, von denen jeder einzelne zum guten Gelingen sein
Teil beigetragen hat.

Frl. Lotte Erdmann hatte sich der guten Sache zur Ver-
fügung gestellt und erfreute wieder durch ihr gewohnt sicheres
rmd graziöses Spiel als srisches Kellnermädel Rösel und im
3. Akte als Jsidora. Die beiden Titelrollen wurden von be-
währten früheren Darstellern gespielt: Hauptm. Strach als
Robert war samos als Spitzbube und unübertrcsflich als
Hochstapler Graf Ler, ebenso war Frido Müllers Bertram
eine Glanzleistung, die noch durch improvisierte Späße und
die zwei Gesangseinlagen (Margarete und die Bajadere) ge-
wann. Das Zusammenspiel der beiden Vagabunden war schr
gut und bot eine Fülle von Komik: unterstützt durch meister-
haft gewählte Kostüme schuf das Spitzbubenpaar eine Reihe
ganz ausgezeichneter Bühnenbilder. Turch treffliche Charakter-
darstellung zeichneten sich aus: Hauptm. Vent-Schmidt, der
mit seinem Regimentstambour a. D. eine famose LeisMng
zeigte, Vfw. Müller, desfen Farce im Jppelmeyer meisterhaft
zu nennen war, Oberl. Kundler als Wirt, Nnteroff. Gerson
als Mehlmeyer und Dr. Corduan, Gefr. Leye als Michel und
Nnteroff. Gruner als Bandheim. Jn ganz besonderem Maße
verdienen die männlichen Tarsteller der Frauenrollen lobend
hcrvorgehoben zu werden. Leutn. Reichardt, schon öfters eine
gefeierte Bühnenschönheit, nahm sich mit bestem Erfolge der
Darstellung der Kommerzienrätin Forchheimer an, schwang
aber hinter den Kulissen auch das Szepter über alle diejenigen,
die als Hochzeitsgeleite durch den hübschen Tanz im 2. Akte
erfreuten. — Herr Obermusikmeister Dölle mit der Kapelle der
E. T. B. trug wesentlich zum guten Gelingen bei.

Herzlichfter Dank gebührt allen denen, die dazu mitgeholfen

S

haben, daß durch die beiden Abende eine stattkiche Summe zH
dem guten Zwecke aufgebracht werden konnte.

Wer war Lhazal?

Chazal ist eine der gefeiertsten militärischen Größen de-
jungen belgischen Staates: in Südfrankreich 1808 geboren,
wurde Baron Pierre de Chazal Kaufmann in Brüssel, zeich-
nete sich 1830 bei der Erhebung gegen Holland aus, blieb
Offizier und stieg 1847 bis zum General auf. 1847—50
und nochmals 1859 war er belgischer Kriegsminister, 1870
befehligte er die Truppen, die an der belgisch-französischen
Grenze die Grenzwacht hielten, trat dann in den Ruhestand

und starb 1892, vom ganzen belgrschen Volke hochgeehrt. Jn
seiner Stellung als Kriegsminister erwarb er sich die großen
Verdienste, deretwegen wir ihn hier in Erz gegossen sehen. Er
fchuf eigentlich erst das belgifche Heer, arbeitete die Grund-
sätze der Ansbildung und die Art der militärischen Einrrch«
tungen des ganzen jnngen Staates aus und baute Antwer-
pen zu einer der stärksten Feftungen Europas um, worauf
sich die Bilder am Sockel des Tenkmals beziehen. Mit Necht
hat deshalb Belgien sein Standbild gerade hier auf seinem
großen Uebungsplatz aufstellen lasfen, wo die gesamte belgi-
sche Wehrmacht durch Generationen hindurch das Bild ihres
Lehrsrs vor Augen haben konnte. Wie eine Jronie des
Schickfals mutet es an, daß er nun zusehen muß, wie zu
seinen Füßen Hunderttausende ausgebildet werden zum
Kampfe auch gegen das Heer, das er geschaffen hat. Wir aber
haben allen Grund, vor dem Chazal-Denkma! recht oft der
großen Lehrer und Erzieher unserer deutfchen Wehrmacht z»
gedenken, die Chazals gefeiertes Werk, als es dem deutfche»
Geiste zu trotzen wagte, mit Leichtigkeit zu Boden warsen.
 
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