Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-

.. r'iese alter.Beverlsoer.

Grüöcn, den 8. März 1918.

- Sehr geehrter Herr Obcrleutnant!

Den lleLenswürdigen Bricf sowie die betr. Ausgabe der
Lenchtkugel habe ich mit vieler Freude erhalten. Sage Herrn
Oberlcntnant hiermit mcincn hcrzlichsten Tank. Die Bever-
looer Lagerzeitnng habe ich mit großenl Jnteresse gelesen, be-
sondcrs die Erfolge ans dem Gebiete des Sports erregten
nieine Freude. Mehrere Teilnehmer sind mir bckaunt, einer
der Preisträger, Ntffz. Zeidler, ist ein Schulfreund von mir.—
Augenblicklich bin ich wieder beim Jagdkommando. Jn den
leyten Tagen sind wir zwecks Aufklärung 2 Kilometer hinter
der franzosischen Stellung gewesen. Die Franzosen haben
keine fortlauscilde Stellung besetzt, sondern sichern sich durch
Vorposten. Dnrch 9 Drahtverhaue und über 4 tadellos aus-
gebaute Gräben sind ioir gekommen, ohne etwas vom Feinde
zu bemerken. Die Stcllungen siud bis ins Kleinste ausgcbaut,
Betonbunker und Stollenkasernen, letztere bis zu 40 Stufen
tief. — Wir bleiben gewöhnlich 5-—6 Stuuden fort; als Führer
haben wir 3 schneidige Leutnants.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich,
Hjahmer Kyra.

(Bergl. Brief in Nr. 2.)

OOO

Em neues Soldalenlied.

Alnt'er jnngen Soldaten gesnngen. Znm 1. mal veröffentlicht.

Jch bin Soldat vallera

Und hab' 'nen Bart tmllera

Und hab' 'nen Säbcl irnd Gewehr,

Ei was wird meine Mutter sageu,

Wenn ich von Frankreich heim kehren tu'

Und tu' 'nen Bart heim tragen.

Ei so bist du denn mein Jockel uud urein Bue valle^a
Ei ja, ich bin dein Bue, bin dein Jockel und dein Bue
llnd hab' 'uen Bart dazn vallera
Ei ja, ich bin dein Bue, bin dein Jockel nnd dein Bue
Und hab' 'nen Bart dazu.

Ich bin Soldat vallera

Und hab' 'nen Bart vallera

Und hab' 'nen Säbel nnd Gewehr,

Ei was wird meine Mntter sagen,

Wenn ich von Kirchweih heimkehren tu'

Nnd tu' 'nen Rausch heim tragen.

Ei so bist du denn rnein Jockel und mein Bue vallera
Ei ja, ich bin dein Bue, bin dcin Jockel nnd dein Bue
Und hab' 'nen Ransch dazu vallera
Ei ja, ich bin dein Bue, bin dein Jockel llnd dein Bue
Und hab' 'nen Rausch dazn.

Jch bin Soldat vallcra

llnd hab' 'nen Bart vallera

Und hab' 'nen Säbel und Gewehr,

Ei was wird meine Mutter sagen,

Wenn ich von Kirchweih heimkehren tu'

Ilnd tu' 'nen Schatz heiultragen.

Ei so bist du denn nucin Jockel rlnd mein Bue vallera
Ei ja, ich bin dein Bue, bin dein Jockel und dein Bue
Und hab' 'nen Schatz dazu vallera
Ei ja, ich bin dein Bue, bin dein Jockel und dein Bue
Und hab' 'nen Schatz dazu.

tzimmelsbnefe im Ielde.

Brüssel, Ende März 1918.

Vor voenigcn Tagen hielt ich einen durchschwitzten Brust.
beutel in der Hand; er enthielt cin sorgfältig eiugcwickeltes
Eisernes Krenz. den dazugehörigen schwarzweißell Bandstrci-
fen und eln vergilbtes, vielsach gefaltets Papier — cinen Him-
mclobrief! Auf einmal stand ein Augustabend im Schleslviger
L.uartier lehendig vor meinen Sinneni Wir saßen zn fünfeir
ln der engen Stube eines.Droschkenkutschers: ich als Neuliug
zwlschen eiuem biederen Tagelöhner aus dcm Telkfelsmoor.'
eiiieul witzigen Gelnüschändler aus Brcmen, eiuem trcuen
Niilchmann aus Lche uud eincm großmauligen aufgcklärtell
Wcrslarbeiter ciuer Brcmer Vorstadt. ' Erst war ich'chls „ge-
lebrtcs Hauls" etiva.s tastend angefaßt voordert: als ich platt-
dcutsch kaunte llud a.uch sonst bewies, daß ich „in Holzschuheu
groß gewordell" lvar, störte ich ihre Eemütlichkeit llicht lliehr;

im Gegeuteil, ich wurde schnell zum Spezialvertrauten wc-
uigstens der zwei von ihnen. Pepenbüttel, der'behaarte Moor-
bewohner, hatte eineu langen Brief bekommen: er schaute mich
ab uud zu verstohlen an, dann reichte cr ihn mir mit rascher
Haud 'über den Tisch; „Läs mol bör, Schaulmcister!" Jch las
das vcrworrene Zeug pslichtschuldigst: als ich fertig war, sagte
er in triumphierendem Ton: „Wat seggst du dorto? Glöwst
du dat?" Mcin Jntcresse war lebendig geworden, uud so
antwortete ich: „Mensch, Pcpeubüttcl, du^fragft toveel op ceu-
mol; dat ruutt ick erst vodauen". Der Werftarbciter euthob
mich weiterer Mühe: „Pepenbüttet, du bist vorückt mit din
dumme Tüch". „Wat vosteihst du dorvon, du Dösbattel" —
war dir Antwort. Der Gemüschändler zwirrkerte schon ver-
dächtig lliit den Augen, der Milchmann paffte objektiv seine
kurze Pfeife. „Jck will di wat scggn, Pepenbüttel" — setzte
der Aufgeklärte fvrt — „wi maken morr en Prov: Du stellst
di an de Wand mit din Himmelsbrev, un wi veer schöten
scharp op di: denn sehn wi jo, wat dran is." Das war dem
Moorkerl aber zuviek; mit Donnerstimmc brüllte er den Spöt-
ter an: „Klickmeyer, ick segg di, dor bist du bloß to dumm to!
Weetst dn, wat du bist — en grote Os bist du!" Jch suchte
zn vermitteln, aber noch im Bett ging die Debatte hitzig wei-
ter. Unsere Ouartierwirtin wußte gar nicht, was unsere
schöne Kamcradschaft gestört habe, mcin Urteil war völlig be-
langlos geworden — der Gemüsemann lachte Tränen!

Jn Holsteirl sollte der Brief vom Himmcl gcfallen scin

— es war mir lieb, daß ich Schleswiger bin! Jch stellte Be-
trachtungen über die Nückständigkeit der Moorbewohner an

— damit bin ich auf dem Holzweg gewesen; gerade Schles-

Wig-Holsteiner habe ich spätcr mehrmals als Besitzer von
Himmelsbricfen angetroffen. Der jetzt in schön verzierten
Druckbuchstaben vor mir liegt, hat wahrscheinlich auch einem
engeren Laudsmanu gehört. Könnte ich ihn doch Pepenbüttel
zeigen; dann brauchte es dcr Schießübung, der er sich hart-
näckig widersetzte, nicht rnehr. Er lebt noch; würde ich ihm
aber den Beweis vom Tode des Besitzers dieses Briefes er-
bringen, er würde mit 100 Prozent Wahrscheinlichkert ant-
worten: „Du lüggst!" (Fortsetzung folgt.)

^--

Erske VezugsMelke Me VezuWguelle

SlaüonsstrKbe 29

prima Qualttäk! Billige preise!

SchriftleUung: Oberlt. Dürre und Leutnant Rerchardt, beide I. E. T. Bcverloo, Baracke 0.18. Künstlerische Mitarbeiter:
Unterosf. Müller.Mannhardt, Düsseldors-Hilden und Max Friefe. Druck: „Belgischer Kurier", Brüffel, Cornet de Grez-str. 1.
 
Annotationen