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Zwcites Kapitel.
1. Danach aber geschah
eS, daß der Gott-Fürst sich
seinen Sklaven zeigte und
heraustrat aus dcr Wolke
seines Pallastes.
2. Und die Sklaven sahen
ihren Gott vor Augen.
3. Und sie bemerkten, daß
er geformt war, wie auch fie,
daß er einen Mund hatteund
Arme und Veine und sie wa-
ren im Begriff, denken zu
wollen.
186
4. „Und der Fürst ist ein schwaches Werkzeug Gottes
und er muß dereinft verantworten jedes Wort, das er spricht
und jeden Fußtritt, den er euch gibt."
5. Und der Fürst entbrannte vor Wuth ob den Lehren
des Pfäffleins, aber das Pfäfflein gewann die Herzen der
Völker, denn aus der Wuth des Fürsien ersah das Volk,
daß die Worte des Pfäffleins die Wahrheit wären.
6. Und hernach traten noch viele Lehrer auf und lehr-
ten das Volk.
7. Und der Fürst ging abermals in sich und sprach:
„Jhr habt recht, und fortan will ich euch regieren nach
menschlichem Gesetz."
8. Und er gab dem Volke eine Constitution.
7
4. Als aber der Gott-Fürst sah, daß seine Sklaven
anfangen wollten, zu denken, ging er in sich und legte seinen
Gott ab.
5. Und sandte seinen Gott hoch über die Wolken und
sagte: „Jch bin der Statthalter und Gesandte Gottes. Jch
bin der auserwählte Mund Gottes, der zu euch spricht, und
der Arm Gottes, der euch straft zur Ehre GotteS, und der
Fuß Gottes, der euch Fußtritte gibt, auf daß ihr nicht ver-
gesset, daß ihr Sklaven seid und ich euer Fürst, der Stell-
vertreter Gottes auf Erden."
6. Und der Fürst theilte sich ferner in die Geistlichkeit
und in die Polizei.
7. Und die Geistlichkeit bestellte er ficb, damit sie den
Sklaven ein besseres Leben hoch über den Wolken verspräche
als Ersatz für ihre Ketten hinieden und als herrlichen Troft.
8. Und die Polizei schuf er, um dem Volke zu beweisen,
daß es einen herrlichen Trost nöthig habe.
9. Und die Geistlichkeit und die Polizei gingen Hand
in -Hand.
10. Und die Sklaven trösteten sich wiederum viele hun-
dert Jahre.
Drittes Kapitel.
1. Und danach geschah
es, daß unter den Pfaffen
sich einer befand, der war
zu ehrlich um ein Pfaffe zu
. s°m.
2' Und dieser that den
^ U. Mund auf, lehrte das Volk
und sprach: „Es ist Ein
Gott, und er ist der ge-
meinschaftliche Vater aller
^MHMenschen, der Sklaven wie
dcs Fürsten."
3. „Und die Sklaven sollen keine Sklaven
mehr sein, und der Fürst ist gerichtet!"
Viertes Kapitel.
1. Und fortan durste
das Volk denken: und das
Denken des Volkes ward
eine furchtbare Lawine.
2. Und der Fürst ent-
setzte sich vor seinen eige-
nen Zugeftändnissen und
die Pfaffen bestärkten ihn
in seinem Entsetzen und
die Polizei stand ihm zur
Seite mit Bajonetten und
Kanonen.
3. Und der Fürst wußte nicht, daß das Denken des Vol-
kes mächtiger ist als Bajonette und Kanonen und er sprach:
„Schießt auf die Canaille!" —
4. Und ein furchtbarer Kampf erhub stch."'
5. Und die Gedanken des Dolkes siegten über Bajonette
und Kanonen, und daS Volk ward riesengroß und eS sprach
zu dem erbleichenden Fürsten: „W i r haben Dich besiegt;
Du bist von heute an unser Unterthan!"
6. „Und das Volk ist Gott und seine Göttlich-
keit soll sich offenbaren in einem freien
Staate. "
7. Und der Fürst ward ein Bürger und als freier Bür-
ger war er größer und herrlicher, denn als ein Gott unter
Sklsven.
Petition der Polen aus Thorn in
Westpreußen.
Allerdurchlauchtigster, Allergroßmächtigfter rc. rc. rc,
Unsre Landsleute in Posen haben darauf angetragen, daß
Ew. Majestät fich den Titel „Großherzog von Posen" bei-
legen möchten, erstens um damit anzudeuten, daß fie keine
Preußen find, vielleicht auch, damit dieser Titel dereinst ohne
Beeinträchtigung des „Königs von Preußen" eben so Lequem
und schmerzlos abfallen kann, wie bereits der „Fürst von
Neufchatel" abgefallen ist. Was nun den Posener Polen
Zwcites Kapitel.
1. Danach aber geschah
eS, daß der Gott-Fürst sich
seinen Sklaven zeigte und
heraustrat aus dcr Wolke
seines Pallastes.
2. Und die Sklaven sahen
ihren Gott vor Augen.
3. Und sie bemerkten, daß
er geformt war, wie auch fie,
daß er einen Mund hatteund
Arme und Veine und sie wa-
ren im Begriff, denken zu
wollen.
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4. „Und der Fürst ist ein schwaches Werkzeug Gottes
und er muß dereinft verantworten jedes Wort, das er spricht
und jeden Fußtritt, den er euch gibt."
5. Und der Fürst entbrannte vor Wuth ob den Lehren
des Pfäffleins, aber das Pfäfflein gewann die Herzen der
Völker, denn aus der Wuth des Fürsien ersah das Volk,
daß die Worte des Pfäffleins die Wahrheit wären.
6. Und hernach traten noch viele Lehrer auf und lehr-
ten das Volk.
7. Und der Fürst ging abermals in sich und sprach:
„Jhr habt recht, und fortan will ich euch regieren nach
menschlichem Gesetz."
8. Und er gab dem Volke eine Constitution.
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4. Als aber der Gott-Fürst sah, daß seine Sklaven
anfangen wollten, zu denken, ging er in sich und legte seinen
Gott ab.
5. Und sandte seinen Gott hoch über die Wolken und
sagte: „Jch bin der Statthalter und Gesandte Gottes. Jch
bin der auserwählte Mund Gottes, der zu euch spricht, und
der Arm Gottes, der euch straft zur Ehre GotteS, und der
Fuß Gottes, der euch Fußtritte gibt, auf daß ihr nicht ver-
gesset, daß ihr Sklaven seid und ich euer Fürst, der Stell-
vertreter Gottes auf Erden."
6. Und der Fürst theilte sich ferner in die Geistlichkeit
und in die Polizei.
7. Und die Geistlichkeit bestellte er ficb, damit sie den
Sklaven ein besseres Leben hoch über den Wolken verspräche
als Ersatz für ihre Ketten hinieden und als herrlichen Troft.
8. Und die Polizei schuf er, um dem Volke zu beweisen,
daß es einen herrlichen Trost nöthig habe.
9. Und die Geistlichkeit und die Polizei gingen Hand
in -Hand.
10. Und die Sklaven trösteten sich wiederum viele hun-
dert Jahre.
Drittes Kapitel.
1. Und danach geschah
es, daß unter den Pfaffen
sich einer befand, der war
zu ehrlich um ein Pfaffe zu
. s°m.
2' Und dieser that den
^ U. Mund auf, lehrte das Volk
und sprach: „Es ist Ein
Gott, und er ist der ge-
meinschaftliche Vater aller
^MHMenschen, der Sklaven wie
dcs Fürsten."
3. „Und die Sklaven sollen keine Sklaven
mehr sein, und der Fürst ist gerichtet!"
Viertes Kapitel.
1. Und fortan durste
das Volk denken: und das
Denken des Volkes ward
eine furchtbare Lawine.
2. Und der Fürst ent-
setzte sich vor seinen eige-
nen Zugeftändnissen und
die Pfaffen bestärkten ihn
in seinem Entsetzen und
die Polizei stand ihm zur
Seite mit Bajonetten und
Kanonen.
3. Und der Fürst wußte nicht, daß das Denken des Vol-
kes mächtiger ist als Bajonette und Kanonen und er sprach:
„Schießt auf die Canaille!" —
4. Und ein furchtbarer Kampf erhub stch."'
5. Und die Gedanken des Dolkes siegten über Bajonette
und Kanonen, und daS Volk ward riesengroß und eS sprach
zu dem erbleichenden Fürsten: „W i r haben Dich besiegt;
Du bist von heute an unser Unterthan!"
6. „Und das Volk ist Gott und seine Göttlich-
keit soll sich offenbaren in einem freien
Staate. "
7. Und der Fürst ward ein Bürger und als freier Bür-
ger war er größer und herrlicher, denn als ein Gott unter
Sklsven.
Petition der Polen aus Thorn in
Westpreußen.
Allerdurchlauchtigster, Allergroßmächtigfter rc. rc. rc,
Unsre Landsleute in Posen haben darauf angetragen, daß
Ew. Majestät fich den Titel „Großherzog von Posen" bei-
legen möchten, erstens um damit anzudeuten, daß fie keine
Preußen find, vielleicht auch, damit dieser Titel dereinst ohne
Beeinträchtigung des „Königs von Preußen" eben so Lequem
und schmerzlos abfallen kann, wie bereits der „Fürst von
Neufchatel" abgefallen ist. Was nun den Posener Polen