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nannte nun den Grafen Heinrich von Virneburg, Propst
des Chorherrnstiftes zu Bonn, an das Mainzer Erzbisthum,
in der Hoffnung:, dass es dem Sprössling des mächtigen
mittelrheinischen Grafengeschlechts mit Hülfe seines Oheims,
des Erzbisehofs Heinrich von Köln, gelingen werde, den
Trierer aus Mainz zurückzuwerfen l.

Gleichzeitig stand damals auch die Erledigung des Bis-
thums Strassburg bevor, da Bischof Johann von Dürbheim
auf den Tod erkrankt war. Bereits verlautete an der Curie
das Gerücht, der Prälat sei gestorben; und Graf Hugo,
stets auf die Erhöhung seines Bruders bedacht, bewog den
Papst, Berthold von Speyer nach Strassburg zu versetzen-.
Johann willfahrte, war dann aber auf den zudringlichen
Bittsteller nicht wenig erzürnt, als er vernahm, dass Johann
von Dürbheim noch lebe. Doch traf jetzt die sichere Bot-
schaft in Avignon ein, dass Bischof Johann den 6. November
1328 das Zeitliche gesegnet habe3; obschon nun zwar der
Papst dem Grafen Hugo grollte und obschon mehrere Car-
dinäle widersprachen, so ernannte Johann XXII dennoch,
„im Andenken an die treuen Dienste des Erzbischofs
Mathias", den Grafen Berthold von Buchegg zum Bischof
von Strassburg4. Es war am 25. November 13285.

1 Die Hoffnung erwies sicli als nichtig'. Erst nach 9 Jahren
konnte Balduin vermocht werden, die Administration von Mainz dem
Virneburger abzutreten, und im selben Jahre 1337 wurde dieser päpst-
liche Provise aus einer Creatur der römischen Curie ein eitriger An-
hänger des gebannten Kaisers.

2 Sowohl an materieller Macht als an politischer Bedeutung war
die Strassburger Kirche der von Speyer überlegen; Bertholds Ver-
setzung war also eine wirkliche Beförderung.

3 Das Datum auf seiner Grabschrift zu Molsheim, gedr. Hegel
Städtechroniken VIII 92, nach Wimpheling Catalogus episcop Argent. 81.

4 Das päpstliche Breve „sub anno pontif. Joh. XXII deeimo
tertio" citiert Gallia christiana V 8(J7.

5 Ich sehe nicht ein, warum wir mit Grandidier die circa 1375
aufgezeichnete Notiz des Albertus Argentiner.sis, dass Berthold am
Katharinentag (25. Nov.), der zufällig sein Geburtstag gewesen, an das
Bisthum erhoben worden sei, einfach belächeln sollten. Dass der Tag
der h. Katharina in Bertholds Leben eine gewisse Rolle spielte, dürfen
 
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