Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lichtwark, Alfred; Pauli, Gustav [Hrsg.]
Briefe an die Kommission für die Verwaltung der Kunsthalle (Band 1) — Hamburg: Westermann, 1923

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.53294#0297
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Auffallend ſind die Raͤder aus derbem Holz, die ſcheinbar ganz
gut laufen.

Die Laͤden ſind weniger elegant als in Stockholm — wo ſie
auch nicht beruͤhmt ſind — und bei uns. Ich haͤtte mehr Pariſer
Einfluß erwartet. Die Blumenlaͤden enthalten wenig Material.
Dagegen iſt der Blumenmarkt ſehr reich, was auf den Einfluß
der Kuͤnſtler deutet.

Kopenhagen, den 9. Auguſt 1897, abends.

Auf den Schreck in der neuen Glyptothek heute fruͤh brauchte
ich eine Erholung und bin in das altnordiſche Muſeum und ins
Thorwaldſenmuſeum gegangen.

Im altnordiſchen Muſeum iſt Alles neu aufgeſtellt. Die Raͤume
ſind nicht als Muſeum gebaut, aber gerade deshalb zum Theil
ſehr guͤnſtig für Muſeumszwecke. Man arbeitet mit billigen Mit—
teln, aber mit großer Intelligenz, und es giebt wenige ſo lehr—
reiche Sammlungen. Seit ich es nicht beſucht habe, iſt ſehr viel
Intereſſantes aus der vorchriſtlichen Zeit hinzugekommen. Die
Renaiſſance-Abtheilung (das Sammelgebiet reicht bis zur Eta⸗
blirung des abſoluten Koͤnigthums, alſo gegen 1600) iſt ſtehen
geblieben. Die gothiſche Zeit fehlt faſt ganz, es iſt eine Epoche,
die in Daͤnemark nicht ſehr fruchtbar war, dagegen iſt das Ro—
maniſche, eine der Glanzzeiten, ſehr reich. Eins der merkwuͤrdig—
ſten Einſprengſel ſind die Beiſpiele islaͤndiſcher Kultur. Hier reicht
das fruͤhe Mittelalter bis zur Reformation und daruͤber hinaus.
Alles hat ſich dort eben unberuͤhrt bewahrt, wie die Sprache, ſo
auch die Gegenſtaͤnde des taͤglichen Bedarfs. Auf die Stuͤhle von
1550 koͤnnte ſich ein Koͤnig von 1150 ſetzen. Genau der Typus,
der in den Miniaturen vorkommt.

Auch nach dem Thorwaldſenmuſeum zog es mich * ſowohl
des Gebaͤudes, Thorwaldſens wie der uͤbrigen Kunſtſammlungen
wegen. Ich habe einen großen Genuß davon gehabt. Das Ge⸗
baͤlde von Bindesboͤll kommt mir alg das beſte Muſeumshaus
vor, das ich kenne, und als eine ideale Loͤſung der ſpeciellen Auf—
gabe. Es iſt ſehr einfach und ordnet ſich dem Zweck vollkommen

293
 
Annotationen