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Lichtwark, Alfred; Pauli, Gustav [Editor]
Briefe an die Kommission für die Verwaltung der Kunsthalle (Band 1) — Hamburg: Westermann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.53294#0455
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Ganze mit dem ſatten Roth der Tiſche und Baͤnke und den
pantherartig gefleckten Staͤmmen in langen Reihen ein beruͤcken⸗
der Anblick.

Olbrich erzaͤhlte mir, was ich ſchon wußte, daß die Kuͤnſtler⸗
kolonie in ſich heillos verzankt ſei. Ein Preßartikel hat den Fun⸗
ken ins Pulverfaß geworfen. Schuld hat natuͤrlich Niemand. Es
iſt eben eine deutſche Nothwendigkeit. Der Großherzog iſt ſehr
ungehalten, kann aber nichts machen.

Schließlich, was thuts. So oder ſo wird es ſich loͤſen. Die
eine Partei wird weichen. Andere werden einziehen, denn die
Wohnhaͤuſer und das Atelierhaus ſtehen da und ſind nicht aus
der Welt zu ſchaffen, und die Anregung iſt auch da und wird
nicht verloren gehen. Wie ſtark der Beſuch iſt, ſieht man an
dem finanziellen — — im erſten Monat iſt die Haͤlfte der
Koſten gedeckt.

Darmſtadt, den 14. Juni 1901.

Geſtern Abend bei Baron Heyl ließ mir der Großherzog ſagen,
er moͤchte mich gern ſprechen, koͤnnte aber nicht zur Stadt kom⸗
men. Ich moͤchte doch heute fruͤh hinauskommen nach Wolfs—
garten.

Da ich mit Darmſtadt fertig war, hatte ich reiſen wollen.
Nun mußte ich es aufſchieben. Baron Heyl, der mit dem Groß—
herzog ſehr befreundet iſt, hatte die große Liebenswuͤrdigkeit, mit
hinauszufahren. Bis Langen benutzten wir die Bahn, dort wur⸗
den wir abgeholt. Die Fahrt ging durch den wundervollen Wald,
in dem das alte Jagdſchloß liegt wie Dornroͤschens Burg.

Der Großherzog empfing uns im Burghof und nahm mich
mit in ſein Zimmer. Dort haben wir zwei Stunden geplaudert.
Baron Heyl ſagte mir, entweder wuͤrde der Großherzog ſprechen,
damit ich ihn und ſeine Abſichten kennen lerne, oder er wuͤrde
zum umgekehrten Zweck mich zum Sprechen veranlaſſen. Da er
mich aus den Publikationen kenne, wuͤrde er wohl ſelber das
Wort nehmen. So kam's auch. Ich bin nun ganz bezaubert von
der jugendlichen Friſche und Kuͤhnheit und von der milden
Menſchlichkeit der Denkungsart. Aus den Beobachtungen in

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