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Lichtwark, Alfred; Pauli, Gustav [Editor]
Briefe an die Kommission für die Verwaltung der Kunsthalle (Band 2) — Hamburg: Westermann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.53295#0193
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sinnige Gabe, liebenswürdiger und anheimelnder als das Reiter-
denkmal. Als Vorbild hat der köstliche Pavillon im Hofgarten
gedient, den die Bavaria krönt. Auch der Hubertusbrunnen ist
ein an vier Seiten offener Pavillon. Aber damit hört dann die
Ähnlichkeit auf.
Der Pavillon im Hofgarten erhebt sich schlank in der Mitte
der quadratischen Gartenanlagen — früher aus niedrigen Blumen-
beeten, jetzt aus Bäumen und Büschen, was ihn kleiner und un-
bedeutender macht. Die vier Öffnungen sind hoch und unver-
schlossen, so daß man von den vier Seiten hindurchsehen kann.
Inwendig steht nichts, nur in den Wandecken sind Sitzplätze
angebracht. Das einzige Kunstwerk steht oben auf der Kuppel,
die Bronzegestalt der Bavaria als Athena-Diana, unvergleich-
lich als Grazie und Ernst.
Für Hildebrands Hubertusbrunnen ist ein Platz anderer Art
geschaffen. Vor der langen und mit Thürmen und Pavillons reich
ausgestatteten Fassade des Nationalmuseums in der Prinzregenten-
straße ist ein Schmuckplatz ausgespart, lang und schmal. Die
eine Hälfte, wenn man von der Stadt kommt, die erste, ist auf
anderthalb Meter tiefer als die Straße gelegt, die zweite um
ebensoviel oder etwas mehr erhöht zu einer Plattform. Und hier
erhebt sich der Pavillon des Hubertusbrunnens. Wäre die mäch-
tige, hochgethürmte Fassade des Nationalmuseums nicht so dicht
daneben, hätte der Pavillon einen schönen Anlauf. Aber jetzt
fließt er mit der benachbarten Architektur zusammen, man meint
erst, er gehöre mit dazu.
Seine vier Seiten sind mit dichten Gittern geschlossen. Das
vorn hat eine Thür. Wenn man eintritt, steht man vor dem
bronzenen Hirsch des hl. Hubertus, wie er, das Kreuz zwischen
dem Geweih, auf seinem Postament steht, mitten in einem Becken
mit kristallklarem Wasser. Kein Sprudel stört die Ruhe dieser
Fläche, doch ist die Wassermasse unmerklich in sich bewegt durch
unsichtbar zufließende Ströme. Wie im Hofgartenpavillon stehen
Bänke in den Ecken. Die eisernen Gitter der Öffnungen tragen
die Inschriften. Draußen fließt das Wasser an den vier Ecken
aus Postamenten in flachen Schalen. Die Postamente sollen FL-

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