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Lichtwark, Alfred; Pauli, Gustav [Editor]
Briefe an die Kommission für die Verwaltung der Kunsthalle (Band 2) — Hamburg: Westermann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.53295#0142
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Der Ausstellungsplatz war em wüstes Gelände zwischen Stadt
und Gehölz. Die Kronen alter Bäume ragen mit ihren grünen
Masten überall hinter der Architektur gegen den Himmel.
Es ist schade, daß Peter Behrens nicht die ganze Anlage ent-
worfen hat. Ehe er nicht Gelegenheit gehabt hat, etwas ganz
Großes zu schaffen, weiß niemand recht, was er vermag.
Im gegenwärtigen Stadium unserer Entwicklung ist eine Kraft
wie Behrens unvergleichlich werthvoll, nicht nur wegen seines
Umfanges, sondern auch wegen seiner Grenzen, von denen man
noch nicht sagen kann, wie weit sie in seinem Naturell liegen
oder in freier Bestimmung. Er verschmäht alles Ornament. Er
geht auf Urformen zurück und will nur mit gestaltetem Raum
wirken. Darin steht er im scharfen Gegensatz zu allen, die Archi-
tektur gelernt haben. An Formen braucht er kaum etwas an-
deres als Kreis und Quadrat und deren Theile, höchstens in der-
selben Verwendungsform Ellipse und Rechteck, aber diese sel-
tener. Säulen, Gebälke, Friese giebt es für ihn nicht.
Gegen früher ist er noch weit einfacher geworden. Von der
Verschwendung an Einfällen und Gedanken, die in seinem
Düsseldorfer Garten und noch mehr in seinem Darmstädter
Hause auffiel, ist er ganz zurückgekommen. Es wird viele geben,
die ihn jetzt zu einfach oder gar nüchtern finden. Ich nicht.
Es mußte mal einer kommen, der allen Ballast über Bord zu
werfen Muth genug besaß. Er selber und seine Nachfolger werden
von dieser Einfachheit zu reichern Mitteln vorschreiten.
Festplatz und Kunsthalle sind gegen den Wald geschoben. Der
Festplatz breitet sich wie ein Teppich zu den Füßen der Archi-
tektur aus, wenn man die ernsten Massen, die gegen die Wald-
silhouette aufstreben, mit dem mißleitenden Wort benennen darf.
Wie bei alten Rathhausmärkten führt die Hauptstraße an
einer Seite des Festplatzes entlang. Durch ein kleines Gebäude,
einen Cigarrcnladen an der einen Seite, das kleine Ausstellungs-
haus der Delmenhorster Linoleumfabrik an der andern, beide
von Behrens, wird der Festplatz gegen die Straße abgegrenzt.
Von einer Klinkerterrasse an der Straße entlang führen einige
Stufen auf den Festplatz hinab, auf der andern Seite zur Ter-
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