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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 3.1894-1895

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Nr. 15 (19. Juni 1895)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8931#0049
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LIMESBLATT.

Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission.

Erscheint jährlich in 5—G Nrn. zum Preise von 3 Mark.
Druck und Verlag- der Fr. Lintz'schen Buchhandlung in Trier.

Nr. 15. Ausgegeben am 19. Juni 1895.

108. Marienhof bei Büdesheim. Der römischen
Fundstätte bei dem Hochholz oder dem
Marienhof war in den letzten Jahren eine
grosse Bedeutung beigelegt worden, weil
man nach Ph. Dieft'enbachs Nächrichten im
Friedberger Intelligenzblatt 1839, S. 352
und in der Urgeschichte, S. 231 daselbst
ein Kastell vermuten musste. Nach An-
gaben des Hofrats Schatzmann beschreibt
Diefenbach die Örtlichkeit als ein 6V2
Morgen haltendes Viereck, durch „Graben
und Mauerwerk" bezeichnet, und inner-
halb desselben einen Bau 7 R. 5' = 18,75 m
lang und 5 1!. 4' = 13,5 m breit.

Bestärkt wurde die Vermutung eines
hier vorhandenen Kastelles, als es Prof.
Wölff gelang, das grosse Kastell bei Kessel-
stadt aufzufinden. Die von demselben aus-
gehende Strasse, genannt „grüne Strasse",
welche augenscheinlich dies Kastell mit
Friedberg (Koller, Westd. Zeitschr. XU,
S. 135) verband, musste dicht an dem
Marienhofe hinführen.

Dieft'enbachs Angaben haben mir vor
vielen Jahren die Herren Herle in Kaichen
und Geh. Oberschulrat Dr. Becker in
Darnistadt bestätigt. Es war deshalb schon
vor mehr denn 5 Jahren von mir eine
Untersuchung der Ürtlichkeit beschlossen
worden, zu welcher der jetzige Besitzer
des Marienhofes, Herr Graf Oriola, in
generöser Weise die Mittel liefern wollte.
Aus Mangel an Zeit musste die Unter-
suchung ausfallen.

Da die Auflindung der grossen Römer-
stätte in Okarben (Kotier, Westd. Korrbl.
VIII, Xr. 84) und ihre anscheinende Verbin-
dung mit dem Marienhofe durch „den
grünen Weg" (Kotier, Westd. Ztschr. XII
S. 135) gleichfalls auf die Wichtigkeit des
Ortes hinzuweisen schien, so wurde schon

in dem allerersten Entwürfe für die Reichs-
Limes - Forschung die Untersuchung der
Rümerstätte bei dem Marienhofe als mut-
massliche Stätte des Kastells von mir in
den Arbeitsplan eingestellt. Diese An-
nahme erlitt zwar eine Erschütterung durch
die Auflindung des ganz in der Nähe ge-
legenen Kastelles zu Okarben, eine Unter-
suchung blieb jedoch angezeigt.

Seit Dieft'enbachs Zeit haben Pächter
und Besitzer des am Hochholz gelegenen
Geländes mehrmals gewechselt und von
jedem derselben, mit Ausnahme des jetzi-
gen , sind Teile der dort befindlichen
Mauern ausgebrochen worden, indem mau
die Steine zu Neubauten, den Mörtel zur
Düngung der Acker benutzte. Es wurde
dabei mit einer solchen Gründlichkeit auf-
geräumt, wie ich sie noch nirgends beo-
bachtet habe.

Zwei grosse Versuchsgräben, die von
mir mitten durch den mit zahllosen
Trümmern bedeckten Boden gezogen wur-
den, Hessen etwa in der Mitte des Ter-
rains einen mit Abraum und kleinen Stei-
nen angefüllten Fundamenteiuschnitt, aber
keine Umfassungsmauer erkennen. Fast
allerwärts zeigte sich in geringer Tiefe der
gewachsene Boden. Doch machte sich auf
dem Grundstück eine Bodenanschwellung
bemerkbar, welche ein grosses Viereck mit
anscheinend runden Ecken bildete. Kleinere
Gräben, welche quer durch diese Erhöhung
gezogen wurden, ergaben mehr oder we-
niger Steine, Hessen aber auch flache Fun-
damenteinschnitte und Teile der Rollsehicht
der Mauer erkennen, die nun äusserst
sorgfältig verfolgt, einen ehemals mit ei-
ner Mauer umschlossenen beinahe quadra-
tischen Raum ergab von 127 resp. 125 und
120 m Länge der Seiten. Die aus Kalk,-
 
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