Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 7.1898-1902

DOI Heft:
Nr. 30 (31. Oktober 1898)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8938#0008
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
- 823 -

Limesblatt.

— 824 —

187. Württemberg. [Obergermanischer Limes.]

Im Laufe des Jahres 18U8 wurden folgende
Arbeiten erledigt.

1) Als Nachuntersuchung wurde der
Lauf des Pfahls auf dem Nordabhang des
Linderst bei Murrhardt durch Aushebung
des Wallgrabens und des Palissadengrüb-
chens festgestellt und dabei ein weiterer
T urm blossgelegt.

2) Erstmals bearbeitet und et lcdigt
wurde die Strecke vom unteren Murrlauf
(bei Murrhardt) bis zum Oberlauf (nörd-
lich von Schlosshof). Graben auf dem
Felde in 3 Profilen konstatiert; im Walde
ist derselbe auf eine Strecke noch sicht-
bar. 2 Türme festgestellt.

3) Auf.; der Strecke Schlosshof—
Gausmannswciler wurden 4 Steintürme
auf Holztürme untersucht. Bei 2 Stein-
türmen fanden sich die Pfostenlöcher der
Holztürme unter den Ecken der ersteren;
bei den 2 audereu war die Untersuchung
ohne Erfolg. Diu Holztürme müssen
ausserhalb der Steintürme liegen, da an
den betrcilenden Stelleu Türme uicht ent-
behrt werden konnten. — In einer Reihe
von Stellen wurde auf dieser Strecke das
Palissadengrübelten besonders deutlich
ausgeprägt gefunden (viele Kohle, Ver-
keilsteine, einmal 1 Scherbe).

4) Auf der Strecke Gausmanns wei-
ler—Welzheim wurden zu den schon
gefundenen Türmen 2 weitere festgestellt.

6) Südlich von Welzheim wurde im
Walde Tann der Pfahl festgestellt, durch
Ausheben dos Wallgrabens und des Palis-
sadengräbchens. Einen Anhalt boten die
ausserlich noch an 3 Stelleu sichtbaren
Spuren des grossen Grabens. — Ausser-
halb des Pfahls wurde eine gepflasterte
Strasse (-1,60 m breit) gefunden. Dem
Gelände folgend zieht sie nordwärts zum
rechten Seitenthor des Bürgkastclls; ihr
Südende mündet auf einen Trümmerhaufen,
der sich als runder Ziegclofen zu er-
kennen gab. Das Fundament desselben,
0,18 m breit, ist aus Buchstein;errichtet,
das aufgehende Maucrwoik gegen Westen
noch 0,C'.r> m hoch, innen aus liacksteinen,

gj^gT' Mit dieser Nummer beginnt

Jac. Lintz,

aussen aus Buchsteinen. Durchmesser Im
Lichten 1,30, aussen 2,50 m. Mauerstürke
0,60 m. Die Rundung des Ofens ist durch
eine 0,25 m breite, aus Buchsteiueii er-
richtete Mauer in 2 ungleiche Teile ge-
teilt. Beim Aufgraben der Stelle zeigten
sich an der Peripherie eine Menge Frag-
mente von Falz- und Hohlziegeln, die von
der Bedachung herrühren. Etwa 1 Dtzd.
Ziegelstücke zeigte den Stempel NBL, der
in 2 Exemplaren seiner Zeit im Bürg-
kastell gefunden worden war. Weiter
fand sich auf den Backsteinplatten, aus
denen der Ofen selbst aufgebaut war, 3
mal der Stempel KtsCK. Diese Platten, von

1:2

denen keine einzige — auch da, wo sie
noch in ihrer ursprünglichen Bettung lagen
— vollständig war, müssen von einem au-
dereu Orte an diese Stelle gebracht wor-
den sein, schon aus dem Grunde, weil zur
Aulage eines Ziegelofens bereits fertige
Ziegel notwendig sind. Damit stimmt, was
mein Vetter, Ziegeleibesitzer Sixt, mir be-
merkte, dass die Ziegel mit dem Stempel
NBL aus Welzheimer Lehm, die 2. Gat-
tung aus einer anderen Masse gefertigt
sind, nach seiner Ansicht etwa von Mate-
rial von Lorch. Der SBCR dürfte also
etwa dort gelegen haben. — Etwa 20 m
nordnordwestlich von dem runden Ziegcl-
ofen wurde ein Teil eines 4eckigeu (Sci-
tcnlünge 3 m) blossgelegt. In der Un-
masse von Ziegeln wurde kein einziger
Stempel gefunden, auch sehr wenige Gc-
fässresto im Gegensatz zu dem runden Ofen.

Die mir übertragene Strecke Haghof—
Ende des Mainhardter Waldes ist damit
erledigt.

Stuttgart, Oktober lc98. G. Sixt.

der siebente Jahrgang dieser Zeitschrift.
Verlagsbuchhandlung in Trier.

Verantwortliche Bedakteure F. Hettaer und O. von Sarwey.
 
Annotationen