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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 7.1898-1902

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Nr. 33 (1. Feburar 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8938#0056
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919 —

Limesblatt.

— 920 —

als Umfassungsmauer diente, aus einem
70 cm breitem, festem Kiesbelag. Der
Innenraum batte einen Dm. von 80 cm. Die
sieben folgenden bildeten meist ziemlich
regelmässige Rechtecke, von denen das
erste aus Beton von Schweisskalk und
Sand, die folgenden sechs aus Kies oder
aus unbehauenen Bruchsteinen, durch
etwas Lehm verbunden, bestanden. Sie
hatten eine Länge von Süd nach Nord
von 1,20—2 m und eine Breite von 1 bis
1,80 m, die Stärke der Fundamente be-
trug 35— 80 cm. Die ersten 2 Funda-
mente stossen mit ihren Breitseiten zu-
sammen, stehen aber nicht in gleicher
Linie der Längsrichtung; die übrigen sind
0,5 bis 1,8 m von einander entfernt. Einige
dieser Grabmonumente scheinen durch
schmale Kies- oder steingepflasterte Wege
mit der Strasse in Verbindung gestanden
zu haben. Von ihrem steinernen Aufbau
waren nur noch 2 Bruchstücke behauener
Steine übrig geblieben; das eine von einem
Steinsockel, das andere vom Rand einer
Inschrifttafel.

Die Aschenurnen befanden sich mit
einer Ausnahme weder auf, noch in oder
unter den Fundamenten, sondern vor, neben
und hinter denselben. Sie standen in ver-
schiedener Tiefe (45—85 cm) und waren
danach auch ungleich gut erhalten. Einzelne
waren von Steinen umgeben und wohl auch
mit solchen überdeckt. Die aufgefundenen
27 Urnen sind nach Form, Farbe und Mate-
rial sehr verschieden; doch lassen sich 3
Typen unterscheiden: a) die aus heimi-
schem gewöhnlichem Thon oft mit Glim-
mer vermischt, roh, oder auch rötlich
bemalt; b) die aus bläulich- bis dunkel-
grauem Thon, meist sehr starken Gefässe;
c) die sehr leicht gebauten, mit allerlei,
meist hufeisenförmigen Zierraten versehe-
nen hartgebrannten Urnen, mit innen roter,
aussen schwarzer anscheinend eingebrann-
ter Farbe.

Ausserdem fanden wir noch mehrere
Schüs*eln. Manche Urnen enthielten 1—2

Grablämpchen; häufiger standen sie auf
oder neben der Brandschichte. An Stem-
peln kommen darauf vor: FORTIS (2 mal),
i'EGIDI, OCTAVI, NERI, LDP, an Fi-
guren : Ziegenbock springt über die Ein-
füllöffnung, spielendes Kind springt rück-
wärtsschauend mit kleinem Windhaspel,
ein Hund fängt einen Hasen,
ein Fisch schwimmt auf den
Wellen (2mal), derlioden des
einen dieser Lämpchen zeigt
beistehendes Zeichen, zwei
Eichenblätter mit 1 Eichel in der Mitte,
ein springender Delphin (2 mal), end-
lich — wohl das interessanteste Bild —
ein kranzgeschmückter, bärtiger Kopf
schaut oben aus einem kanzelähnlichen,
blattbekränzten Gestell, vor demselben
eine einfache Säule, hinten eine Zeich-
nung, die ebensowohl einen Berg in der
Ferne, als vielleicht einen langen Haar-
zopf darstellen kann.

Ferner sind erwähnenswert: zwei leider
sehr stark oxydierte Metallspiegel, drei
unkenntlich gewordene Münzen, 3 Elfen-
beinnadeln, eine kleine gläserne Thränen-
phiolc und 1 hohler, kugelförmiger Knopf
aus Goldblech in der Grösse einer Ilasel-
nuss. Während das östliche Ende des
Gräberfeldes in der Nähe des einstmaligen
Wallthores erreicht ist, scheint das süd-
liche Ende noch nicht gefunden zu sein.

Ausser dieser Begräbnisstätte wurde
etwa in der Mitte des Feldweges zwischen
dem einstigen Nordthore und der jetzigen
Staatsstrasse ein röm. Wohngebäude bloss-
gelegt.

Am Schlossberg wurde ein zum Gesims-
stein zugehauener Quader ausgegraben
und am Ostrande ein röm. Estrich aufge-
funden, welcher beweist, dass der Schloss-
graben erst später angelegt wurde.

Endlich wurde die Richtung der Rö-
merstrasse Faimingen—Heidenheim auf die
Länge von etwa 1 km durch mehrere
Aufgrabungen festgestellt.

Magnus Scheller.

Diese Nummer gilt als Fortsetzung des mit Nr. 80
begonnenen siebenten Jahrganges.

Verantwortliche Kedakteure F. Ho Huer und O. von Sarwey.
 
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