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Lrauach's Bildungsgaug uud künstlerische Thätigkeit.

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thätig war, ohne daß sich von seiner Thätigkeit eine nachweisliche Spur
erhalten hat, niemand anders gewesen sei, als unser Lucas Cranach
selber, der wahrscheinlich denselben Vornamen führte, wie sein erstgeborener
Sohn: Johann Lucas und sich vielleicht erst nach sester Begründung
seines Künstlerrnfs auch im bürgerlichen Leben allmälig auf den ein-
fachen Namen Lucas beschränkte. Muß man für gewiß gelten lassen,
daß Cranach erst um 1504 als Hofmaler — „äuoali8 Laxouias piotor"
wie er in den Schriften seiner Zeitgenossen genannt wird — in die Dienste
des Chnrfürsten getreten, so deutet der ehrenvolle Wappenbrief, den ihm
der Chursürst schon vier Jahre später (1508) nicht bloß in Anerkennung
seiner Kunst, sondern anch seiner bewährten Redlichkeit und der „an-
genehmen und gefälligen Dienste", die er dem churfürstlichen Hause „oft-
mals williglich" gethan, als Zeichen hoher und verdienter Gunst ertheilte,
entschieden anf ein Verhältniß, das sich nicht erst innerhalb dieser vier
Jahre begründet und bewährt haben konnte, und auch I)r. Scheurl's der-
selben Zeit angehörige Widmungsschrift an Cranach, die trotz ihrer pane-
gyrischen Form eines der wichtigsten Belege sür Cranachs Leben bleibt,
deutet auf eine künstlerische Thätigkeit für das churfürstliche Haus, die
selbst bei der „verwundernswerthen Schnelligkeit" („inirn 66lerita8") des
Künstlers offenbar über den Zeitraum von vier Jahren weit hinaus geht.
Die Annahme, daß Cranach schon lange vor seiner mit seiner Ernennung
zum Hofmaler zusammenfallenden Uebersiedelung nach Wittenberg, am
churfürstlichen Hose bekannt und thätig gewesen sei, beruht demnach trotz
des Mangels urkundlicher Belege auf ziemlich nahe liegenden Folgerungen,
wenngleich die Erzählung, daß Churfürst Friedrich und sein Bruder Johann
den jungen Cranach schon frühzeitig auf ihren Jagden bei den „Herzogen
von Coburg" kennen gelernt und ihn schon 1491 auf ihre meißnischen
Besitzungen eingeladen hatten, um dieselben mit Jagdbildern zu schmückenZ
insofern einen historischen Jrrthum gegen sich hat, als die Pflege Coburg,
das Heirathgut der Katharine von Henneberg, schon seit 1353 zu den
wettinischen Landen und seit der Theilung von 1485 zum thüringischen
oder churfürstlichem Theile gehörig war, also keine besonderen Herzöge hatte.

Vgl. Joseph Heller's Lucas Cranach. 2. Aufl. § 2.
 
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