Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
30

Aweites Rapitel.

Patrizier und namentlich die Rathsherren der Stadt Gotha sehr angesehene,
auf ihren Reichthum pochende Leute waren. Jm Jahre 1489 waren die
Bürger dieser Stadt gegen die übermüthige Gewalt ihres Rathes bei dem
Chursürsten klagbar geworden, auf dessen Vermittelung endlich ein Ber-
gleich zwischen Rath und Bürgerschaft, der sogenannte „Resormations-
abschied", zu Stande kam, durch welchen ausgemacht wurde, daß von nun
an, nachdem die Mitglieder des Stadtraths seither nur Verwandte und
Angehörige in den Rath gezogen hatten, auch andere vermögende Bürger,
welche die dazu gehörige Einsicht besüßen, zu Rathspersonen gewählt
werden, und daß ferner der Stadtrath das fürstliche Amt von der Aus-
übung der Gerichtsbarkeit fürder nicht ausschließen sollte? AlÜ dies er-
wogen, läßt sich voraussetzen, daß Cranach gleich bei seiner Uebersiedelnng
nach Wittenberg mit einem ansehnlichen Hausstande auftreten und schon
vor der Zeit, ehe er (1513) das stattliche Haus an der Ecke des Marktes
und des Elbgüßchens erworben, das noch heute eines der größten Häuser
Wittenbergs ist, durch die Bonhomie einer echten Künstlernatur zu frischer,
sreier Geselligkeit organisirt, alle diejenigen, die seine Stellung und seinen
Charakter zu würdigen wußten, und darunter namentlich auch die Gelehrten
der Akademie, welchen der Mangel einer eigenen Häuslichkeit solchen Um-
gang doppelt wünschenswerth erscheinen ließ, unter sein gastliches Dach
zog, unter welchem sich später in der Zeit schweren aber kernigen geistigen
Kampfes jene Cranach'sche Tafelrunde der hauptsüchlichsten Helden der
Reformation bildete, für welche ein ehemals in seinem Hause befindliches,
von Cranach gemaltes Deckengemälde, dessen später gedacht werden wird,
ofsenbar eine Verherrlichung sein sollte?

Drittes Aapitel.

Cranach's künstlerische Thätigkeit in Wittenberg. Die Formschneidekunst
nnd Cranach's Holzschnittwerke (bis 1506).

^Henn Cranach's künstlerische Thätigkeit wührend der ersten Jahre
seines Wittenberger Aufenthaltes sich bloß auf die Werke beschränkte,
womit er die Schloß- oder Stiftskirche schmückte, oder auf die fort-
laufenden Arbeiten, die er als Hofmaler für die sürstlichen Schlösser zu

^ Vgl. u. a. Galetti: Gesch. Thüringens, V, S. 143 ff.
^ S. Krensler's Luther's Andenken in Münzen. S. 8.
 
Annotationen