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Viertes Kaxitel.

Viertes Aapitel.

Churfürst Friedrich und Crauach in Nürnberg. Sein Verkehr mit Dürer.
Cranach's Standcserhöhung. Wappenbrief und Adel. Seine Entsendung
nach deu Niederlanden. Allerheiligenfest in Wittenberg (1508). Der aka-
demische Act in der Stiftskirche und Or. Scheurl's Rede in Bezug auf
Cranach. Des Meisters Thätigkeit als Maler, Kupferstecher und Holz-
schneider. Das Passional und das Witteuberger Heiligthumsbuch (1509).

Ias Recht der Standeserhöhung und Wappenertheilung gehörte zu
den sogenannten kaiserlichen Reservaten oder zu denjenigen Rechten, die der
Kaiser ohne Zuziehung der Stände im ganzen Reiche ausüben konnte. Jm
Jahre 1500 aber hatte Churfürst Friedrich auf dem Augsburger Reichs-
tage nicht bloß den Vorsitz in dem neuerrichteten leider aber nur kurz-
lebigen Reichsregiment zu Nürnberg, mit der Zusicherung eines Jahrgehalts
von 6000 rheinischen Gulden, sondern auch die kaiserliche Bestütigung der
ohnedies mit der sächsischen (wie mit der rheinischen) Pfalz verbunden ge-
wesenen großen und kleinen Comitive erhalten, nach welcher ihm nicht bloß
als Vicar, sondern auch während des Lebens des Kaisers das Recht zustand,
Standeserhöhungen vorzunehmenN Zu Anfang des Jahres 1508 weilte
Chursürst Friedrich in Reichsgeschäften zn Nürnberg, während Kaiser Maxi-
milian sein Heer gegen Venedig führte. Von dort her war erst nicht lange
vorher Meister Dürer nach zweijähriger Abwesenheit in seine Vaterstadt zu-
rückgekehrt. Er hatte für die Marcuskirche die Marter des heiligen Bartolo-
mäns gemalt und durch seine Knnst die Bewunderung und den Neid seiner
italienischen Kunstgenossen erregt. Schon begann der Ruhm seines Namens
über alle Lande sich zn verbreiten und es läßt sich nicht bezweifeln, daß
auch Churfürst Friedrich wührend seiner Anwesenheit in Nürnberg dem
Kunstmeister, der bereits die Wittenberger Stiftskirche mit einigen treff-
lichen Bildern geschmückt hatte, seine besondere Gunst und Aufmerksamkeit
bewies. Ebenso dürfte sich dem Reisegeleit des Churfürsten mit dem
Kämmerer Degenhart von Pfeffinger anch Lucas Cranach angeschlossen
haben, nm bei dieser Gelegenheit den berühmten Kunstgenossen nach seiner
Rückkehr aus Jtalien auf deutschem Boden zu begrüßen. Wie es scheint,
bestellte der Churfürst in diesem Jahre bei Dürer noch ein anderes Bild
für den Schmuck der Stiftskirche, welches vr. Scheurl in der akademischen

^ Bgl. u. a. Rechenberg: „Oispntatio äs HoAiinento Iinpseü"; Lünig's
Reichsarchiv I, 14, 15; Seger: „äo chn-o eonloi-oiiäi üiAnitates in Iinxeiüo Honi.
Olei-ni. (1773); Heidenreich: Entwurf einer Historie der Pfalzgrafen zu Sachsen (1740).
 
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