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Erstes Aapitel.

Luther und seiue reformatorischen Mithelfer. Crauach's Eintritt iu
deu ReformationskamPf. Luther's Reise nach Augsburg. Kaiser Maxi-
milian's Tod. Leipziger Disputation. Kaiserwahl in Fraukfurt (1519).

3)ie Riesen-Hammerschläge waren erdröhnt, welche die Kirche des
Mittelalters in Trümmer schlugen und den deutschen Geist zum unwider-
stehlichen und unsterblichen Triebe nach Wahrheit und Freiheit weckten,
wenn auch ihre Wirknng die thatsächliche Vereinigung des dentschen Volkes
auf Jahrhunderte, vielleicht auf immer verschoben hat. Vom Drange
seiner ihm fast selbst noch unbekannten Sendung getrieben und doch mit
zitternder Hand, weil noch erfnllt von der tiefsten Ehrfurcht vor der hohen
Jdee der römischen Kirche, der seit fünszehn Jahrhunderten bestehenden
Gemeinschaft der Glänbigen, hatte der 34sährige Mönch des armen
Augnstinerconvents die welthistorischen Theses gegen den Ablaß an die
Thüre jener wittenberger Stiftskirche geheftet, die in ihrem Schoße selber
so reichlich und sorglich, wenn auch in anderer Weise, das Uebel gepflegt
hatte, das er bekümpfen wollte. Nur den faulen Zweig mit den giftigen
Frlichten hatte er abzuschlagen gedacht, im Glauben, daß es nur einer
Vorstellung gegen den Mißbrauch bedürfe, „daß man nur aus Unwissen-
heit und menschlichen Gebrechen sündige," aber immer tieser drang seine
Axt in den morschen Baum, bis znr Wurzel, bis anch das Band zer-
schnitten ward, das ihn selber an den Glauben seiner Väter geknüpft. Er
trng unter der Mönchskutte noch die glaubenssrohe Einfalt des Kloster-
bruders; aber er war bereits ein Mann von hohem Ansehen in seinem
Orden, auf Kanzel und Katheder, noch ehe er am Tage vor dem Aller-
heiligenfeste des Jahres l517 die athemlose Aufmerksamkeit der Welt auf
 
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