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Die Kaiserwahl in Frankfurt (tStd).

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glücktiche aufreibende Opposition gegen Luther und sein Werk anfachen
und erhatten hals, womit dieser Fürst, im Zwiespalt mit seiner besseren
inneren Ueberzeugung, sein ossenbar für erhabeneres Wirken angelegtes Leben
verbitterteU Es sällt schwer, den Lorbeer um ein Blatt zn schmälern,
welchen die Geschichte ans das Haupt eines Fürsten gedrückt hat, der in
der sächsischen Geschichte einen hervorragenden Platz einnimmt, vorzugs-
weise weil wir ihn in der ersten Reihe jener Männer zu sehen gewohnt sind,
aus welche das volle Licht der neuen Aera siel. Er hat unbestreitbar ge-
rechten Antheil an der großen reformatorischen That, die ans der Tiefe
des deutschen Gewissens geboren ward; auch der nur vorsichtige Schntz,
welchen er dem Werke und den Entwickelungen der Resormation angedeihen
ließ, hatte sein wesentliches Verdienst; die Reformation wurde dadurch
mehr und mehr zur Sache des Volkes und gewann dadurch um so festeren
Boden sür die Zeit, wo sie vornehmlich nnter die Leitung der Fürsten
kam; aber wenn jene Geschichte, die den Lorbeer um Friedrich's Stirn windet,
unparteiisch sein will, so muß sie eingestehen, daß atl das Unglück, das
die Reformationskriege, der dreißigjührige Krieg, die Zersplitterung und
der kirchliche und politische Dualismus bis auf die neueste Zeit dem
deutschen Vaterlande gebracht haben, auf den Augenblick zurückweisen, wo
die Entscheidnng der Frankfurter Wahl an Friedrich's Unterschätzung seiner
eigenen Bedeutung und der erwachten Mächte seiner Zeit scheiderte, wo
der Trier'sche Erzbischof die prophetischen Worte gesprochen: „Jetzund sehe
ich schon allbereit den Fall und künftige Veränderung deutscher Nation
vor Angen!" —

Zweites Aapitel.

Cranach Kämmerer der Stadt. Parteiungen in Wittenberg. „Der Stu-
dentenauslauf wider Lucas Cranach den Mahler nniro 1520" und dessen

Anstifter.

Äas waren die wichtigen politischen Ereignisse, die sich in Frankfnrt
gestalteten, als Luther von der nicht minder wichtigen Leipziger Disputation,
begleitet von manchem nenen Anhänger, wieder „zu seinen Wittenberger
Penaten" zurückkehrte. Man erkennt die Freude, womit Rath und Bürger-
schaft die Heimkehr des gefeierten und verfolgten Mannes begriißten, aus

^ Vergl. Luther's eigene bittere Urtheile über Erasmus u. a. in den Tischreden
bei Walch, Bd. XXII, S. 1613 ff.
 
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