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Aweiter Abschnitt. Achtes Aapitel.

Anklang pietütvoller Erinnerung des Meisters an den heimgegangenen Fürsten
und Freund begegnen uns zunächst noch einige Portraits Friedrich's des
Weisen, die mit der Jahreszahl 1525 bezeichnet sind und von welchen sich
eines wesentlich über das Niveau jener Massenportraits erhebh die auf den
Namen Cranach's und anf die Person Friedrich's oder eines der anderen
Churfürsten lautend, allenthalben verbreitet sind. Dasselbe, ein vorzügliches
Brustbild mit Cranach's Monogramm und der Jahreszahl 1525, befindet
sich in der an Cranach's Meisterwerken ziemlich reichen dessauifchen Galerie
zu Wörlitz? Ueberhaupt scheint Cranach während der nüchsten Zeit als
Bildnißmaler besonders thätig gewesen zu sein. Jm Jahre 1526 malte er
den neuen Churfürsten Johann und aus den Jahren 1525—27 stammen
auch vorzugsweise die verschiedenen bekannten Portraits des Cardinal-
Churfürsten Atbrecht von Mainz in der beliebten Darstellung als heiliger
Hieronymus, die theilweise, wie z. B. das in dem Berliner Musenm be-
stndliche Portrait, zu den besten kleineren Bildnissen gehören, welche
Cranach gemalt hat. Das Berliner Portrait, das die Jahreszahl 1527
trügt, zeigt den Cardinal als heiligen Hieronymus in einer Landschaft
sitzend und in einem Buche schreibend, während ein anderes im groß-
herzoglichen Museum zu Darmstadt befindliches Portrait des Cardinals,
fast noch einmal so groß, denselben in seiner Zelle sitzend und von ver-
schiedenen Thieren umgeben darstellt. Jn derselben Weise zeigt ihn ein
anderes Cranach'sches Portrait vom Jahre 1526 im Brannschweiger
Museum, früher in der herzoglichen Galerie zu Salzthalen? Auch im

* (S. „Verzeichmß der in den Gebäuden des herzogl. Gartens zu Wörlitz
aufbewahrten Kunstsachen" ssDessau 1869s> — und Ergänzungsblatt Nr. 45
zur Hallischen Literatur-Zeitung, 1826). Schnchardt (I, S. 120 und II, S. 156)
vermißt in diesem wirklich schönem und nnzweifelhast echten Cranach'schen Portrait
„die Sicherheit nnd Frische des Cranach'schen Pinsels" und schreibt das Bild,
seines angeblich auffällig zarten Colorits wegen, wie manches andere Cranach'sche Bild,
in welchem er eine gleiche Eigenthiimlichkeit erkcnnt, dem ältesten Sohne Cranach's, dem
Johann Lucas zu, über desscn Kunstleistungen uns jede maßgebende Andeutung
mangelt. Der einzige Nachweis über seine Leistungen findet sich in dem etwas über-
schwenglichen Trauercarmen, das Johann Stigel auf den Tod dieses Jünglings 1536
dichtete, doch läßt sich daraus unmöglich etwas herauslesen, wodurch das Erkennen
irgend eines charakteristischen Merkmals seiner Malweise über den Boden bloßer Ver-
muthung erhoben würde. Endlich aber dürfte schwer anzunehmen sein, daß der Jimg-
ling, der erst 1536 zu seiner lveiteren Ausbildung nach Bologna geschickt wnrde
und daselbst in dcm Frühling des Lebens, in der Blüthe der Jugend —
,,v6i-6 g.6tntl8," wic Stigel singt — starb, schon 11 Jahre zuvor (1525) also vielleicht
als 15jähriger Knabe schon so Bortreffliches gcleistet habe, vgl. S. 5 und weiter unten.

^ Das Darmstädter Bild ist meines Wissens ohnc Monogramm und ohne Jahres-
zahl, obgleich Schuchardt dasselbe als mit dem Monogramm und der Jahreszahl 1525
 
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