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Reichstag zu Augsburg <4530).

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zwei gute, aber scheinbar sehr schlecht restaurirte Brustbilder iu der Galerie
zu Gotha, Luther und seine Gattin darstellend, während ein Portrait des
Herzogs Friedrich von Sachsen, des damals 25jährigen Sohnes Herzogs
Georg beweist, daß Cranach auch in diesem Jahre an dem Dresdner Hofe
thätig gewesen war.

Neuntes Aapitel.

Reichstag zu Augsburg (1530). Luther auf dcr Veste Coburg und sein brief-
licher Verkehrmit seincn Freunden. Seine Heimkehr nach Wittenb erg nnd
sein Empfang. Cranackps künstlerische Thätigkeit dieser Periode. Mytho-
logische und biblische Bilder (Venus, Judith, Christus und die Ehe-
brecherin u. a.). Die Bilder der Wittenberger Stadtkirche und ihre refor-
matorische Bedeutung,

Äas Jahr 1530 sollte mit markigen krüftigen Zügen die Vollendung
einer neuen Epoche in dem Geschichtsbuche der geistigen Entwickelung des
deutschen Volkes verzeichnen. Wiederum rüstete sich Luther an der Spitze
jener Münner, die mitwirkend zunüchst in den Lichtkreis seines Werkes ge-
treten waren, zu einer neuen Reichstagsfahrt, diesmal nicht mehr, um die
Berechtigung des in der Brust des Einzelnen erwachten reformatorischen
Gedankens gegen Kirche und Reich zu verfechten, sondern um zu zeigen,
wie dieser Gedanke zu einer von starken und zahlreichen, bekenntnißklaren
und bekenntnißtreuen Verfechtern geschützten nnd nicht mehr zu bannenden
That geworden war. Der Kaiser hatte die italienischen Angelegenheiten
geordnet, gegen den König Franz von Frankreich durch den Frieden von
Cambray endlich Ruhe und Sicherheit gewonnen und mit dem Papst s.ich
vollkommen ansgesöhnt. Es schien damit die geeignete Zeit gekommen zu
sein, dem deutschen Reiche selber und vor Allem den deutschen Religions-
angelegenheiten eine thatkräftigere Aufmerksamkeit zuzuwenden und der immer
entschiedener gewordenen Haltung der evangelischen Stände aufs Neue die
Stirne kaiserlicher und päpstlicher Macht zu bieten. Von Bologna, wo er
mit Clemens VII. im innigsten Verkehr und Einverständniß lebte, hatte der
Kaiser am 21. Januar (1530) für hen 8. April den Reichstag nach Augs-
burg ausgeschrieben — der nachtrüglich bis auf den I.Mai vertagt wurde —
aus welchem er persönlich erscheinen wollte, ein Gleiches von den Fürsten
und Ständen des Reichs erwartend. Das kaiserliche Ausschreiben schien
friedliche und versöhnliche Gesinnungen zu athmen, trotzdem vermochte es
 
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