Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lranach bei k?erzog Georg in Dresden.

285

kein Wort darauf antwortete oder redete, und verging zwar so lange nicht
hernachen, daß Herzog Hans noch vor seinem Vater Herzog Georg starb,
wie ihm Or. Luther hatte entbieten lassen." — Herzog Johann starb
11. Jannar 1537, nachdem er, wie es heißt, über Luther's Antwort in
eine Schwermuth gerathen. ^ Nach anderen Berichten war er dem Trunke
ergeben und so wenig wie sein jüngerer Bruder Friedrich, der zwei Jahre
nach ihm starb und dem greisen Vater die letzte schwache Hofsnung nahm,
dem albertinischen Lande einen katholischen Erben zu hinterlassen, für die
Regierung tauglich, so daß sich in Luther's Prophezeiung nur ein allgemeines
Urtheil kundgeben mochte? Doch erfahren wir aus einer Stelle m Luther's
Tischreden unter der Ueberschrift „daß die Feinde des Evangelii müssen
Zengniß geben der Lehre von der Gerechtigkeit des Glaubens, daß man
dadurch allein vor Gott gerecht werde" — wie auch der Geist dieses Herzogs
Johann, der sich, dem seinem Vater geleisteten Eide getreu, gegen die Lehre
„des ausgelausenen Mönchs" mit eiserner Hürte rüsten wollte, in den
letzten Augenblicken die Schwäche dieser Rüstung erkannte und sich dem
durchdringenden und versöhnenden Lichte des Evangeliums erschloß. Es
war derselbe Lichtstrahl, der schließlich verklürend auch in das brechende
Auge seines Vaters fiel und seiner in Erbitterung ringenden Seele eine
selige Erlösung gab. „Herzog Johann Friedrich, Churfürst in Sachsen",
heißt es am oben angeführten Orte, ^ „hat mir Ur. M. Luthern selber
gesaget, daß als Herzog Hans zu Sachsen, Herzogs Georg zu Sachsen
ültester Sohn, hat sterben wollen, hat er in seinen letzten Zügen begehret,
das Abendmahl Christi unter beyderlei Gestalt. So hat der Vater, Herzog
Georg, einen Augustiner-Mönch aus Altdresden zum Sohne sordern lassen nnd
denselbigen Mönch insormirt, er sollte seinem Sohne gnte Worte geben und
ihn bereden, daß er das Abendmahl unter einerlei Gestalt empfinge, und
sollte dem Sohne vorsagen, als wäre er, der Mönch, mit vr. Luthern wohl
bekannt und viel mit ihm umgegangen, auch daß er, Lutherns selbst, etlichen
gerathen hätte, daß sie das Abendmahl unter einerlei Gestalt empfahen
sollten? Damit ward nun der fromme Fürst überredet, daß er das Abend-
mahl unter einerlei Gestalt empsing. Da nun Herzog Georg siehet, daß

i S. Müller's Annalen, S. 91.

^ S. Nanrieii Vneis Vitn bei Mencken, II, S. 1151, 1154.
b Luther's Tischreden bei Walch, XXII, S. 770 ff.

^ Die Altdresdner Augustiner hatten sich zu des Herzogs Leidwesen schon zu
Anfang der Resorination „an die Brüder ihres Ordens zn Wittcnberge gehängt und
derselben neue Lehre fast beliebeNü der vorn Vater verordnete Mönch konnte daher wohl
bei dem Sohne Glauben finden. (Des Berfassers Gesch. Dresdens, I, S. 430.)
 
Annotationen