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Oritter Abschnitt. Orittes Aapitel.

geben, so wollte er die Gerste theuer machen, ehe sie das Maul wischten." —
Diese seine Rede macht, daß ich ihn verdächtig halte." Friedrich B., dem
Luther geschrieben hatte, schickte am 14. Mai zu ihm und wehrte die Be-
schuldigung von sich ab, daß er Getreide aufschütte und „in der Gesell-
schaft des Umschlags" sei. Luther's Schreiben habe ihn sehr bewegt und
er bitte ihn, solches nicht von ihm zu glauben. Daraus antwortete Luther
und sprach: „Jch zwar hab ihn ermahnt und gewarnt, aber oonsoiontin rnills
tsstes näost, das Gewissen ist da, das wird ihn wohl überzeugen, sagt
ihm: das thue, so wirst du leben. Jst er fromm, so halls keine Noth."

Nachdem Georg Rhau, wie wir gesehen haben, erst im Jahre 1539 ein
mit Cranach'schen Holzschnitten verziertes Werk hatte erscheinen lassen, finden
wir ihn im folgenden Jahre bereits wieder thätig, eines von Cranach's
frühesten Holzschnittwerken in veründerter Gestalt wieder lebendig zu machen.
Es scheint, daß Cranach, wenn er früher mit dergleichen Werken in eigenem
Verlag Geschäfte zu machen gesucht hatte, er sie mit der Zeit der mehr und
mehr hervortretenden buchhündlerischen Concurrenz abtrat. Der Erfolg, den
er mit seinem „Passional" — die Leiden Christi in 14 Blättern — erreicht
hatte, war nach 30 Jahren noch unvergesfen und so sehen wir diese in
katholischer Zeit entstandenen Cranachstchen Holzschnitte angethan, mit einer
neuen reformatorischen Einkleidung, in den Jahren 1540—43 austs nene
aus Rhau's Offizin hervorgehen, um auf den alten Namen des Meisters
für einen neuen Eigner Kapital zu machenN Jn einiger Beziehung zu
dieser Wiederbelebung der Passionalbilder scheint ein ans drei Abtheilungen
bestehendes Flügelbild in der Pinakothek zu München zu stehen, das in
der Mitte die Kreuzigung, auf dem linken Flügel in drei Feldern den
Oelberg, Dornenkrönung und Kreuztragung, auf dem rechten Geißelnng, lüeoo
üonro, und Auferstehung zeigt und das mit der Jahreszahl 1540 bezeichnet,
wenigstens in der Zeichnung lebhaft an die Cranach'schen Holzschnitte er-
innert und seine Ausführnng jedenfalls dem Cranach'schen Atelier verdankt.
Zu nenen Leistungen auf diesem Gebiete des Holzschnitts scheint jedoch
Cranach in diesem Jahre durch den Leipziger Buchdrucker Nicolaus Wolrab
angeregt worden zu sein, der bald nach Herzogs Georg Tode an's Werk

i „Passional-Buch vom Leiden und Auserstehung vnsers Herrn Jesu Christi:
auch anderer Artikel vnsres Christlichen Glaubens, etliche schöne Büchlein und Predigte
der würdigen vnd hochgelarten herrn O. Urban Rhegii, Johannis Ninrei, Or. Johannis
Bugenhagen Ponrerani Bnd O. Martin Lutheri. Wittenberg 1543." — Desgleichen:
„Knrtze vnd einsältige Auslegnng der Episteln vnd Evangelien durch M. Anton Cor-
vinum, Wittenberg 1543" und „Leiden nnd Auferstehung vnsers Herrn Jesu Christi —
durch Johann Bugenhagen, welches die Fortsetzung ist von dem Passionalbuche, Witten-
 
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