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Dritter Abschnitt. Achtes Rapitel.

Achtes Aapitel.

Cranach's Kunstthätigkeit (1547—48). Der Hof in Weimar. Cranach's
Berkehr mit dem gefangenen Chursürsten. Tod seiner Schwiegertochter
Barbara. Ein Proceß. Erneuerung des Apotheker-Privilegiums. Cra-
nach's Wiedervereinigung mit dem gefangenen Churfürsten. Cranach's
Thätigkeit in Augsburg (1550—51t.

Aus der Einsamkeit, in welche Cranach nach diesen Ereignissen, in seiner
Mißstimmung über die ihn umgebenden neuen Verhältnisse, sich zurückzog
und in welcher er in dem aufblühenden Hause seines Sohnes und unter
der Pflege seiner treuen Schwiegertochter Barbara den Trost und Ersatz
finden mochte, dessen der 75sahrige Greis für seinen trüben Lebensabend
bedurfte, dringt einige Jahre lang kaum eine einzige sein Dasein bezeich-
nende Nachricht in die Außenwelt. Auch die urwüchsige Productioitat
seiner Kunst schien erlahmt zu sein, denn es läßt sich aus den Jahren 1547
und 1548, außer einigen mit seinem Zeichen versehenen Holzschnitten,
kaum ein einziges Werk seiner eigenen Hand aufweisen, und auch diese
Holzschnitte, die sich in dem bereits oben erwähnten Hortulus nuiumo
befinden, der mit dem Symbolnm der heiligen Apostel 1547 und 1548
von Georg Rhau, als ein dem protestantischen Lehrbegrisf angepaßtes
Gebetbuch neu herausgegeben wurde, schienen nur zum geringsten Theil
für dieses Gebetbuch neu gefertigt zu sein, wie namentlich ein Portrait
Luther's (Luther stehend, mit beiden Händen ein Buch Haltend, oben links
sein Wappen), das in besonderen Abdrücken mit der Jahreszahl l548 und
ohne Jahreszahl vorkommt, und das aus der letzten Seite dieses Gebet-
buches befindliche Portrait Georg Rhaiüs, das uns diesen thütigen Witten-
berger Drucker in seinem 54. Jahre zeigt? Ein anderes Holzschnittportrait
mit dem Zeichen der Schlange und der Unterschrift „UoM Ueräiuauäi
ooutrntaoturn 1548" war jedenfalls weniger ein Erzeugniß der Cranach'-
schen Kunstmuse, als vielmehr ein zeitgemüßes Speculationsproduct des
Cranach'schen Ateliers, wenn auch Cranach durch seinen Besuch im Lager,
sowie durch den Besuch, den der Kaiser mit seinem Bruder der Stadt
Wittenberg abstattete, Gelegenheit gesunden haben mochte, zu einem solchen
Portrait den Entwurs zu geben. Erst im Jahre 1549 scheint seine Hand
zu regerem Schaffen wieder Kraft und Ruhe gewonnen zu haben, denn es
läßt sich ans diesem Jahre wenigstens ein größeres und bedeutenderes Bild

Vergl. S. 321 und Ebert's Lexicon, Nr. 15291; Fiorillo, II, S. 375.
 
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