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Die ebenfalls aufgezeiehnete Antwort Pirkheimer’s läuft darauf
hinaus, dafs er die feste Ueberzeugung und auch die materiellen
Beweise hatte, dafs Anton Tetzel an der ganzen Sehützischen Sa-
che schuldig sei, und dafs zwischen ihnen ein alter und bis auf die
Zeit der Pirkheimerischen Hauptmannschaft zurückgehender Hafs
obwaltete, üeber die tiefer liegenden Gründe dieser Feindschaft
des altern Tetzel und des jüngern Pirkheimer wird sieh schwerlich
etwas ausmitteln lassen; Versuche, die z. B. von Jobst Haller,
Tetzel’s Eidam, gemacht wurden, eine Verständigung und Aussöh-
nung zu bewirken, kamen nicht zu Stande, und Tetzel, damals in
seiner höchsten Macht, seit 1507 bereits erster Losunger, jedenfalls
eine ränkevolle, ehrsüchtige Natur, gerieth noch in demselben Jahr
in die Grube, welche er sieh offenbar selbst gegraben hatte. Er
wurde im Herbst 1514 auf Lebenszeit auf einen Thurm gesperrt,
ohne dafs über die eigentliche Ursache seiner Verschuldung in der
Oeffentliehkeit etwas Gewisses verlautete und alle Versuche seiner
Freunde, ihn zu erledigen, umsonst waren. Er starb nach vier Jah-
ren 1518 im Gefängnifs. Bruch des Amtsgeheimnisses, bei ihm als
dem Höchsten in der Stadt am sträflichsten, dürfte die Hauptursa-
che seines Sturzes sein, wenn man es nicht lieber als Mifsbrauch
der Amtsgewalt formuliren will.
Indessen konnte Pirkheimer die Freude, seinen Gegner gestürzt
zu sehen, nicht geniefsen. Der Schützische Handel war damit nicht
erledigt, sondern machte ihm fortwährend und zwar nicht blofs
durch den Schütz und dessen Blutsfreunde, die Alles aufboten, ihn
zu belästigen und zu verleumden, so zu schaffen, dafs er, weil diese
Belästigung ihm ganz unerträglich wurde, endlich im Herbst 1518
sogar an den Rath die Bitte stellte, eine Zeitlang einen Herrn neh-
men zu dürfen, der dem Schütz thätlich zu Leibe gehen und Ruhe
machen möchte, denn es sei ihm ganz unleidlich, sich so wider
Recht, dem er sich gerne unterziehen wolle, bedrängen, bedrohen,
schmähen und muthwillig umtreiben zu lassen und auf jede neue
Schrift, die seine Gegner einreichten, Antwort geben zu müssen,
sondern, wie offenbar ist, auch durch Andere, die als Gesinnungs-
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Die ebenfalls aufgezeiehnete Antwort Pirkheimer’s läuft darauf
hinaus, dafs er die feste Ueberzeugung und auch die materiellen
Beweise hatte, dafs Anton Tetzel an der ganzen Sehützischen Sa-
che schuldig sei, und dafs zwischen ihnen ein alter und bis auf die
Zeit der Pirkheimerischen Hauptmannschaft zurückgehender Hafs
obwaltete, üeber die tiefer liegenden Gründe dieser Feindschaft
des altern Tetzel und des jüngern Pirkheimer wird sieh schwerlich
etwas ausmitteln lassen; Versuche, die z. B. von Jobst Haller,
Tetzel’s Eidam, gemacht wurden, eine Verständigung und Aussöh-
nung zu bewirken, kamen nicht zu Stande, und Tetzel, damals in
seiner höchsten Macht, seit 1507 bereits erster Losunger, jedenfalls
eine ränkevolle, ehrsüchtige Natur, gerieth noch in demselben Jahr
in die Grube, welche er sieh offenbar selbst gegraben hatte. Er
wurde im Herbst 1514 auf Lebenszeit auf einen Thurm gesperrt,
ohne dafs über die eigentliche Ursache seiner Verschuldung in der
Oeffentliehkeit etwas Gewisses verlautete und alle Versuche seiner
Freunde, ihn zu erledigen, umsonst waren. Er starb nach vier Jah-
ren 1518 im Gefängnifs. Bruch des Amtsgeheimnisses, bei ihm als
dem Höchsten in der Stadt am sträflichsten, dürfte die Hauptursa-
che seines Sturzes sein, wenn man es nicht lieber als Mifsbrauch
der Amtsgewalt formuliren will.
Indessen konnte Pirkheimer die Freude, seinen Gegner gestürzt
zu sehen, nicht geniefsen. Der Schützische Handel war damit nicht
erledigt, sondern machte ihm fortwährend und zwar nicht blofs
durch den Schütz und dessen Blutsfreunde, die Alles aufboten, ihn
zu belästigen und zu verleumden, so zu schaffen, dafs er, weil diese
Belästigung ihm ganz unerträglich wurde, endlich im Herbst 1518
sogar an den Rath die Bitte stellte, eine Zeitlang einen Herrn neh-
men zu dürfen, der dem Schütz thätlich zu Leibe gehen und Ruhe
machen möchte, denn es sei ihm ganz unleidlich, sich so wider
Recht, dem er sich gerne unterziehen wolle, bedrängen, bedrohen,
schmähen und muthwillig umtreiben zu lassen und auf jede neue
Schrift, die seine Gegner einreichten, Antwort geben zu müssen,
sondern, wie offenbar ist, auch durch Andere, die als Gesinnungs-
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