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der heutigen Friedrich-Wilhelm-Straße erbaut hatte, hinter dein sich sein Zimmerplatz
bis zur Kirchstraße hinzog.
Air seine Stelle trat der Franziskcmerbruder Paul Kourtz von Luxemburg,
dem am so. (Oktober 1727 die Direktion über alle erzstiftliche Zivilgebäude über-
tragen wird wie auch die Leitung über den Ban der „abbatial Kirchen" zu Prüm,
den er auch zu Ende führte.
Sonst ist es die vier Jahre lang nach der Entlassung von R a v e n st e y n aber
doch zu keinem rechten höfischen Bauwesen urehr in Kurtrier gekommen.
Das sollte aber völlig anders werden, als sich 172Y ein Schönborn den Trierer
Kurhnt aufs Lsanpt setzte, eurer derSchönborn, bei deren Namennennung sich unbewußt
schon vor uns all jene fränkische Barockherrlichkeit auftut, in der wir im Geiste auf
ungeheuren Treppenanlagen in prunkvolle Paläste schreiten, die in die Gegend mit
ihren ins Unendliche sich verlierenden Gartsnanlagen ansklingen.
Mit ihm, Franz Georg von Schönborn ((729—1756), hält ein neuer Geist in
die Kurtrierer, ja auch die gesamten rheinischen Lande seinen Einzug, und der Einfluß,
der von nun ab von dem kleinen Ehrenbreitstein aus strahlte, wuchs weiter und weiter
in künstlerischer Beziehung.
BalthasarNeu m ann , der Großmeister barocker Kunst, erschien alsbald
am Ehrenbreitsteiner lhof, wohin er alljährlich von dein Bruder des Kurfürsten, dem
Würzburger Bischof, ausgeliehen wurde, um der sprichwörtlich gewordenen Bau-
leidenschaft des Schönborn auch in diesen Landen das Denkmal zu sehen. Ulit ihm
zog ein Stab fränkischer Künstler und Bauwerkleute ein, allen voran der Schönborner
lsofwerkmeister ZohannGeorgSeiz von Wiesentheid mit seinen noch jungen
Söhnen Johann und Andreas, die sich Balthasar Neuma n n heran-
bildete, damit sie ihn vertreten und schließlich im Rheingebiet ersetzen konnten.
Denn von Ehrenbreitstein ans trug er nicht nur seine freudige fränkische Kunst nach
Kurtrier herein ins Moselland und in stille und kalte Eifeltäler, sondern eroberte sich
von hier ans auch weitere Gebiete, wirkte im Knrkölnischen und selbst im fernen West-
falen und der Aachener Gegend^ nach.
Zuerst kam diese erneute Bautätigkeit weniger dein Orte Ehrenbreitstein selbst
zugute als dem sichern Schutze der Festung, wobei nach den Plänen N e u m anns
Auf eine interessante Beziehung eines Ehrenbreitsteiner Bauwerks von Neumann mit dem
Aachener Patrizierhaus der Familie wespien möchte ich Hinweisen. Man vergleiche hier den Giebel
desselben (diese Zeitschrift, Aachener Heft, Iahrg. 7) mit dein des Dikasterialbaues (Tafel III). —
Es ergibt sich, daß der Aachener Architekt L 0 uven unbedingt Einflüsse von dieser Seite her erfahren
hat. Sowohl die scharfe Profilierung des beiderseits auch gebrochenen und geschweiften Giebels erscheint
bei jedem der Bauwerke, und eine charakteristische und höchst groteske Bekrönung des Wappenschilds,
wie sie ohne Frage der Phantasie des Zeichners Z 0 hannesSeiz (vgl. S. 2z) in einer hochaufragen-
den, die Stelle des Helmes unter dem Aurhut einnehmenden Fratze entsproßen ist, erscheint ebenso,
nur viel weniger geschickt entwickelt, über den bürgerlichen Wappen im Giebelfeld des Aachener Hauses,
hier noch über die Giebelumrahmung hinausragend. Brinckmann hat in einer Besprechung meines
Buches über Johannes Seiz (Neudeutsche Bauzeitung (IZ4, Heft k4) sehr richtig auch auf die
Beziehungen Neumann-Seizscher Aunstweise mit kunstgewerblichen Holzbearbeitungen der
Aachener Gegend hin^ewiesen und darauf aufmerksam gemacht, wie in den schäumenden Dekorations-
formen der Aachener Rokokoschranke, so unterschiedlich gegen Lütticher Zurückhaltung, der Geist
Balthasar Neumanns nachwirkt.
der heutigen Friedrich-Wilhelm-Straße erbaut hatte, hinter dein sich sein Zimmerplatz
bis zur Kirchstraße hinzog.
Air seine Stelle trat der Franziskcmerbruder Paul Kourtz von Luxemburg,
dem am so. (Oktober 1727 die Direktion über alle erzstiftliche Zivilgebäude über-
tragen wird wie auch die Leitung über den Ban der „abbatial Kirchen" zu Prüm,
den er auch zu Ende führte.
Sonst ist es die vier Jahre lang nach der Entlassung von R a v e n st e y n aber
doch zu keinem rechten höfischen Bauwesen urehr in Kurtrier gekommen.
Das sollte aber völlig anders werden, als sich 172Y ein Schönborn den Trierer
Kurhnt aufs Lsanpt setzte, eurer derSchönborn, bei deren Namennennung sich unbewußt
schon vor uns all jene fränkische Barockherrlichkeit auftut, in der wir im Geiste auf
ungeheuren Treppenanlagen in prunkvolle Paläste schreiten, die in die Gegend mit
ihren ins Unendliche sich verlierenden Gartsnanlagen ansklingen.
Mit ihm, Franz Georg von Schönborn ((729—1756), hält ein neuer Geist in
die Kurtrierer, ja auch die gesamten rheinischen Lande seinen Einzug, und der Einfluß,
der von nun ab von dem kleinen Ehrenbreitstein aus strahlte, wuchs weiter und weiter
in künstlerischer Beziehung.
BalthasarNeu m ann , der Großmeister barocker Kunst, erschien alsbald
am Ehrenbreitsteiner lhof, wohin er alljährlich von dein Bruder des Kurfürsten, dem
Würzburger Bischof, ausgeliehen wurde, um der sprichwörtlich gewordenen Bau-
leidenschaft des Schönborn auch in diesen Landen das Denkmal zu sehen. Ulit ihm
zog ein Stab fränkischer Künstler und Bauwerkleute ein, allen voran der Schönborner
lsofwerkmeister ZohannGeorgSeiz von Wiesentheid mit seinen noch jungen
Söhnen Johann und Andreas, die sich Balthasar Neuma n n heran-
bildete, damit sie ihn vertreten und schließlich im Rheingebiet ersetzen konnten.
Denn von Ehrenbreitstein ans trug er nicht nur seine freudige fränkische Kunst nach
Kurtrier herein ins Moselland und in stille und kalte Eifeltäler, sondern eroberte sich
von hier ans auch weitere Gebiete, wirkte im Knrkölnischen und selbst im fernen West-
falen und der Aachener Gegend^ nach.
Zuerst kam diese erneute Bautätigkeit weniger dein Orte Ehrenbreitstein selbst
zugute als dem sichern Schutze der Festung, wobei nach den Plänen N e u m anns
Auf eine interessante Beziehung eines Ehrenbreitsteiner Bauwerks von Neumann mit dem
Aachener Patrizierhaus der Familie wespien möchte ich Hinweisen. Man vergleiche hier den Giebel
desselben (diese Zeitschrift, Aachener Heft, Iahrg. 7) mit dein des Dikasterialbaues (Tafel III). —
Es ergibt sich, daß der Aachener Architekt L 0 uven unbedingt Einflüsse von dieser Seite her erfahren
hat. Sowohl die scharfe Profilierung des beiderseits auch gebrochenen und geschweiften Giebels erscheint
bei jedem der Bauwerke, und eine charakteristische und höchst groteske Bekrönung des Wappenschilds,
wie sie ohne Frage der Phantasie des Zeichners Z 0 hannesSeiz (vgl. S. 2z) in einer hochaufragen-
den, die Stelle des Helmes unter dem Aurhut einnehmenden Fratze entsproßen ist, erscheint ebenso,
nur viel weniger geschickt entwickelt, über den bürgerlichen Wappen im Giebelfeld des Aachener Hauses,
hier noch über die Giebelumrahmung hinausragend. Brinckmann hat in einer Besprechung meines
Buches über Johannes Seiz (Neudeutsche Bauzeitung (IZ4, Heft k4) sehr richtig auch auf die
Beziehungen Neumann-Seizscher Aunstweise mit kunstgewerblichen Holzbearbeitungen der
Aachener Gegend hin^ewiesen und darauf aufmerksam gemacht, wie in den schäumenden Dekorations-
formen der Aachener Rokokoschranke, so unterschiedlich gegen Lütticher Zurückhaltung, der Geist
Balthasar Neumanns nachwirkt.