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Wanner, Peter [Red.]
Heimatbuch der Stadt Lorch: Lorch: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Kloster — Lorch, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.7424#0193
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Das Klausurgeviert

Kreuzgang

Streng axial schließt sich unmittelbar an die Kirche der Kreuz-
gang mit seinem Innenhof an, das Hauptmotiv der Kloster-
architektur. In Lorch blieb nur der Nord- und ein Teil des West-
flügels der ehemals geschlossenen Vierflügelanlage erhalten.
Aber auch sie veranschaulichen noch die typischen Merkmale
eines Kreuzganges: Die Rückwand des überwölbten Ganges ist
ein Teil der Klausurgebäude, die Vorderwand öffnet sich in Bo-
genstellungen und Pönalen zum Innenhof.
Der Kreuzgang und sein Garten waren für die Mönche von
besonderer Bedeutung und deshalb Anlaß zu kunstvoller Ge-
staltung. Architektur und Natur bildeten ein Ganzes. Durch
diesen Ort der Meditation und Kontemplation zog die Prozes-
sion mit dem Kapitelkreuz (was der Anlage den Namen gab),
und er war begehrter Begräbnisplatz für weltliche und geistliche
Herren. Dieser geschützte Umgang diente aber auch den
Mönchen als Wandelgang und Aufenthaltsort, wenn ihr Tages-
lauf der Regel entsprechend sie nicht zum Verweilen in anderen
Räumen verpflichtete. Hier begegneten sie sich, nur von hier aus
konnten Klausurbauten, die unter sich keine Türen hatten, be-
treten werden.

Der Lorcher Kreuzgang mit seinen Außenmaßen 22,64 X 22,64
m gehört nicht zu den großen Anlagen dieser Art. Vom roma-
nischen Bau blieb nichts erhalten, vom gotischen Nachfolgebau,
der sicherlich seinen Maßen folgte, nur der Nord- und ein Teil
des Westflügels. Der Nordflügel, in den Konventbau einbezo-
gen, ist 22,64 m lang, 2,98 m breit und bis zum Gewölbescheitel
3,95 m hoch. Seine 72 cm starke Südwand öffnet sich zwischen
1,86 m breiten Mauerstreifen mit Spitzbogen-Arkaden zum
Kreuzgarten. Das profilierte Gewände dieser Offnungen ist mit
einer Vorlage bis zum Kämpferstein ausgebildet. Es sollte als
Widerlager eines Bogenmaß Werkes dienen, das aber nicht aus-

geführt wurde. (Die vor dem Kapitelsaal lagernden Bogenmaß-
werke sind Produkte von 1881, deren Planzeichnungen erhalten
sind.)

Dieser Kreuzgang wurde im Zuge der Chorerweiterung neu er-
richtet und im Jahr 1469 von dem Weihbischof von Würzburg
und mit Genehmigung der Bischöfe von Würzburg und Augs-
burg geweiht (Crusius I 556). Später, doch noch vor dem
Bauernkrieg, wurde das Netzgewölbe eingezogen. Am Mauer-
verband ist das nachträgliche Einsetzen der Konsolen und
Dienste ablesbar. Von ihnen steigen die schmalen, doppelt ge-
kehlten Rippen auf und bilden gekreuzt ein Netzmuster, derart,
daß im Scheitelbereich eine alternierende Folge von fast quadra-
tischen und gestreckten Rauten entsteht. Sie rhythmisieren den
Ablauf des Netzgewölbes. In den Gewölbezwickeln haben sich
Reste von Rankenmalerei erhalten. Der unter dem Chorhaupt
hindurchführende Kreuzgang mußte aus statischen Gründen
mit einer Tonne überwölbt werden. Aufgemalte Rippenbänder
sollen eine Verbindung zum Netzgewölbe stiften - ein damals
beliebtes illusionistisches Mittel, wie auch im Chorder St. Cyri-
akus-Kirche in Straßdorf (Ostalbkreis) zu sehen.

Prälatur

Von den Klausurgebäuden, die ursprünglich den Kreuzgang
umstellten, blieb nur der Nordflügel erhalten. Seinen Namen
Prälatur hat er im 17/18. Jahrhundert bekommen, als dort die
evangelischen Nachfolger der Äbte, nun im Range von Prälaten,
Wohnung bezogen.

Den gestreckten, zweigeschossigen Bau von der Länge der Kir-
che deckt ein hohes Satteldach, dessen First noch etwas höher
reicht als jener der Kirche. Der geschlossene Baukörper ist auf
der Südseite eingezogen für den Nordstrang des Kreuzganges
und in dessen Fortsetzung für eine Vorhalle. Sie bildet mit drei

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