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Wanner, Peter [Red.]
Heimatbuch der Stadt Lorch: Lorch: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Kloster — Lorch, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.7424#0205
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Der äußere Bereich des Klosters

Abtei

Hier residierte der Abt, dies war sein Gästehaus mit Küche und
Keller. Später zog dort die Oberamtei ein, im 19. Jahrhundert
das Kameralamt, 1947 ein Altersheim. Mit den veränderten Ver-
wendungen haben auch die Bezeichnungen gewechselt. »Mittel-
bau« ist die heute farblose, ahistorische Benennung.
Das Zentrum des östlichen Klosterbereichs hält dieser mäch-
tige, zweistockige Bau (31,10 X 14,90 m) besetzt. Ein hohes Sat-
teldach mit neuen Dachgauben schützt ihn. Eckquader säumen
das steinerne, verputzte Erdgeschoß. Rundbogentüren schlie-
ßen das Gebäude auf. Das Obergeschoß und die Giebelwände
kleidet Fachwerk, wobei das der Westseite im Stile der Bauten
des Welzheimer Waldes verbrettert ist. Die Dachflächen trägt ein
Kehlbalkendach mit liegendem Stuhl. Dort im Speicherraum
hat sich eine senkrechte Aufzugswelle zum Hochziehen der La-
sten erhalten.

Das Gebäude hat seine alte Außenansicht bis auf den im 19.
Jahrhundert angefügten Vorbau der Ostseite bewahrt. Anders
das Innere. Zwar ist die ursprüngliche Struktur, bestimmt von
den breiten Mittelfluren, noch sichtbar, doch kein Stückchen
mehr alter Wand. Die Bedürfnisse des Altersheimes haben sich
ausgewirkt, am wenigsten noch in kaum nutzbaren Gelassen.
Die Nordräume des Erdgeschosses dienen bis heute als Depots,
weil die Gewölbe von drei Kellern in sie hineinbauchen. Im
nordwestlichen Keller liegt das sorgfältige Quaderwerk noch
frei. Der Rundbogeneingang seines Kellerhalses ist 1601 datiert.
Im südöstlichen Eckraum des Erdgeschosses hat sich in der
Westwand ein subtil gearbeitetes Sandsteinrelief (64 X 130 cm)
erhalten, ein Allianzwappen der Klostervögte. Rechts das Stau-
ferwappen, links das Wappen des Herzogtums Württemberg
zur Zeit österreichischer Regentschaft, so wie es gemalt über
dem Chorbogen der Kirche zu sehen ist. Einfach scheint das
Motiv, kunstvoll ist es verwirklicht. Die Durcharbeitung hat

dem Stein alle Schwere genommen. Vom Schild aufsteigend zu
Helm und Zierde, begleitet vom freien Spiel der Zaddeln, neh-
men Plastizität und Lebendigkeit immer mehr zu. Die krönen-
den Figuren lösen sich fast ganz vom Grund zu lebensnaher An-
schauung: rechts der Adler auf dem Stauferwappen, links der
Brackenrumpf der teckschen Helmzier, dazu die Pfauenfedern,
die im 15. Jahrhundert in das Stammwappen der Grafen von
Württemberg aufgenommen wurden.

Reliefstein mit Wappen der Staufer und des Herzogtums Würt-
temberg. Erdgeschoß der Abtei.

Weitere Wappensteine dekorieren die äußere Südwand, dort, wo
im Ostteil der Wand die gebauchten Barockgitter den alten Fen-
sterstöcken aufgesetzt sind. Die querrechteckige und 1526 da-
tierte Platte trägt das Mühlsteinwappen des Abtes Laurentius
Autenrieth samt Abtsinsignien, daneben das Wappen des Klo-
sters Lorch. Ein Engel hält den Schild mit dem Bild der Gottes-
mutter, von Sonne und Mond begleitet (0,63 x 1,05 m). Dann

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