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Wanner, Peter [Red.]
Heimatbuch der Stadt Lorch: Lorch: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Kloster — Lorch, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.7424#0246
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AMBROSIUS BLA. JJR KB US

Der württembergische Reformator Ambrosius Blarer,
1492 - 1564, auf einem Kupferstich des 17. Jahrhunderts.

pfründe inne, der sich nun auf Wäschenbeuren zurückzog, wc
er, wie 1539 berichtet wird, auf Wunsch der Ortsherrschaft, der
Rechberg von Staufeneck, die Messe las, »wie im bapsthumb be
Schicht«. Steiner wird noch 1559 in Lorch erwähnt,31 es scheini
aber, daß er damals die Versehung von Wäschenbeuren aufgege-
ben hatte.

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Erleichternd für die Durchführung der Reformation in Lorch
war immerhin, daß Jeremias Mayer, der die andere der vom Klo-
ster zu besetzenden Pfarrstellen inne hatte, evangelisch gesinnt
war. Er stammte aus Gmünd, hatte 1514 in Freiburg studiert und
war in Bittenfeld und Mögglingen Pfarrer gewesen und 1524
nach Lorch gegangen. Er war ein Anhänger des vertriebenen
Herzogs Ulrich, außerdem wurde er schon früh evangelischer
Neigungen verdächtigt, weshalb er auch vor 1534 in nicht ge-
ringe Schwierigkeiten gekommen war. Er hatte einmal, als er
während der Fastenzeit krank war, zur Stärkung zwei Eier ge-
gessen, weshalb er des mutwilligen Bruchs des Fastengebots
angeklagt wurde und sich nur durch die Fürsprache von Mit-
gliedern des damals in Esslingen weilenden Kammergerichts
retten konnte.32

Man hatte nun keineswegs vor, die hergebrachte Pfarrorganisa-
tion in Lorch beizubehalten, zumal mit der Abschaffung der
Messe diejenigen geistlichen Stellen, deren Inhaber nur Messe
zu lesen hatten, hinfällig geworden waren. Dementsprechend
wurden die vier Lorcher Stellen zunächst auf zwei reduziert.
Hierbei konnten die Rechte des Augsburger Domkapitels nicht
einfach übergangen werden, vielmehr wurden die Verhältnisse
vertraglich geregelt.33 Demnach verzichtete das Domkapitel auf
die Wiederbesetzung der beiden Pfarreien und verpflichtete
sich, künftig vom Einkommen der beiden Pfründen jährlich
einen festen Geldbetrag sowie Naturalien an den Geistlichen
Verwalter in Schorndorf zu liefern. Diese Geld- und Natural-
leistungen wurden dazu verwendet, die Besoldungen der beiden
verbliebenen Lorcher Geistlichen aufzubessern.

Erster evangelischer Pfarrer von Lorch war Jeremias Mayer, der
sich gegenüber der Visitationskommission wohl gleich bereit-
erklärt hat, sein Amt künftig in evangelischem Sinne zu ver-

31 Landeskirchliches Archiv Stuttgart (= LKA) A 12 Nr. 41, Kompetenz-
buch 1559, Unter der Steig Bl. 300 ff.

32 Hoffmann (wie Anm. 10), S. 30 ff.

33 Vgl. den von Hoffmann, S. 36 und Deetjen, S. 67, fälschlich so genann-
ten Visitationsbericht vom 2. September 1539. Es handelt sich hier
lediglich um eine wohl vom Verwalter zu Lorch angefertigte Beschrei-
bung der kirchlichen Verhältnisse. - Der mehrfach ausdrücklich er-
wähnte Vertrag konnte leider nicht ermittelt werden.
 
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