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ferner ein Verzeichniß der Wohnungen und Güter der in Wimpfen
sich aufhaltenden Pfälzer; dagegen versprach er, daß die Stadt unter
dem Schirme des Kaisers verbleiben, dem Rathe kein Eintrag in
feinem Wirkungskreise gemacht und die Privilegien der freien Reichs-
stadt gewahrt werden follen. Da jetzt die Stadt 300 Soldaten be-
herbergen mußte, machte der Rath viele Vorschläge zur Besserung der
Lage der Einwohner, doch verlangte er von dem bairischen Befehls-
haber nur, daß die Soldatenweiber, die Jungen und der Troß nach
Jaxtfeld hinüber gebracht wurden. Den folgenden Tag ward der
Rath aufgefordert, alles Geschütz der Stadt auszuliefern, worauf aus
der Rüstkammer 500 Musketen nebst Pulver und Lunten im Werthe
von 4000 Rthlr. abgegeben wurden.
Diese Maßregeln schienen den Liguisten durch den Verlauf des
Krieges geboten; denn am 2. (12.) April war Kurfürst Friedrich, als
Kausmann verkleidet, mitten durch die Feinde nach Germersheim zum
Grafen Mannsfeld gekommen. Ferner hatte Anfangs April der Mark-
graf Georg Friedrich von Baden zu Gunsten seines ältesten Sohnes
der Regierung entsagt, um fein Land nicht zu compromittiren, indem
er vorhatte, sich offen an Mannsfeld anzuschließen und danu seine
Rüstungen als Privatmann zum Nutzen des Pfalzgrafen Friedrich V.
fortzusetzen. Tilly war gerade mit der Belagerung der Veste Dils-
berg beschäftigt, als am 14. (24.) April die inhaltschwere Nachricht
von des Kurfürsten Friedrich Rückkehr in seinem Lager bekannt wurde;.
letzteres wurde fofort in Brand gesteckt und Tillr> zog sich mit Hinter-
lafsung von Geräthen, Geschirr und Proviant nach Wiesloch zurück,
wo er sich in einem Gehölze verschanzte. Mannsfeld passirte zn
gleicher Zeit den Rhein, vereinigte sich mit dem Markgrafen Georg
und pflanzte sodann sein Geschütz bei Mingolsheim auf; am 19. (29.)
April entsandte er einige Compagnien zu Pferde, um die Baiern in
ihrem Lager anzugreifen. Bei dem ersten Handgemenge wandten sich
diese Reiter, wie ihnen befohlen war, zur Flucht, und die Baiern
verfolgten sie mit 4 Kanonen. Doch kaum hattsn sie das Dorf Min-
golsheim passirt, so ließ Mannsfeld dieses anzünden und zugleich
aus allen seinen Geschützen ein mörderisches Feuer auf die Baiern
eröffnen, welche dadurch eine vollständige Niederlage erlitten, 2000
Mann an Todten und Verwundeten, ihre 4 Geschütze und ebenso
ferner ein Verzeichniß der Wohnungen und Güter der in Wimpfen
sich aufhaltenden Pfälzer; dagegen versprach er, daß die Stadt unter
dem Schirme des Kaisers verbleiben, dem Rathe kein Eintrag in
feinem Wirkungskreise gemacht und die Privilegien der freien Reichs-
stadt gewahrt werden follen. Da jetzt die Stadt 300 Soldaten be-
herbergen mußte, machte der Rath viele Vorschläge zur Besserung der
Lage der Einwohner, doch verlangte er von dem bairischen Befehls-
haber nur, daß die Soldatenweiber, die Jungen und der Troß nach
Jaxtfeld hinüber gebracht wurden. Den folgenden Tag ward der
Rath aufgefordert, alles Geschütz der Stadt auszuliefern, worauf aus
der Rüstkammer 500 Musketen nebst Pulver und Lunten im Werthe
von 4000 Rthlr. abgegeben wurden.
Diese Maßregeln schienen den Liguisten durch den Verlauf des
Krieges geboten; denn am 2. (12.) April war Kurfürst Friedrich, als
Kausmann verkleidet, mitten durch die Feinde nach Germersheim zum
Grafen Mannsfeld gekommen. Ferner hatte Anfangs April der Mark-
graf Georg Friedrich von Baden zu Gunsten seines ältesten Sohnes
der Regierung entsagt, um fein Land nicht zu compromittiren, indem
er vorhatte, sich offen an Mannsfeld anzuschließen und danu seine
Rüstungen als Privatmann zum Nutzen des Pfalzgrafen Friedrich V.
fortzusetzen. Tilly war gerade mit der Belagerung der Veste Dils-
berg beschäftigt, als am 14. (24.) April die inhaltschwere Nachricht
von des Kurfürsten Friedrich Rückkehr in seinem Lager bekannt wurde;.
letzteres wurde fofort in Brand gesteckt und Tillr> zog sich mit Hinter-
lafsung von Geräthen, Geschirr und Proviant nach Wiesloch zurück,
wo er sich in einem Gehölze verschanzte. Mannsfeld passirte zn
gleicher Zeit den Rhein, vereinigte sich mit dem Markgrafen Georg
und pflanzte sodann sein Geschütz bei Mingolsheim auf; am 19. (29.)
April entsandte er einige Compagnien zu Pferde, um die Baiern in
ihrem Lager anzugreifen. Bei dem ersten Handgemenge wandten sich
diese Reiter, wie ihnen befohlen war, zur Flucht, und die Baiern
verfolgten sie mit 4 Kanonen. Doch kaum hattsn sie das Dorf Min-
golsheim passirt, so ließ Mannsfeld dieses anzünden und zugleich
aus allen seinen Geschützen ein mörderisches Feuer auf die Baiern
eröffnen, welche dadurch eine vollständige Niederlage erlitten, 2000
Mann an Todten und Verwundeten, ihre 4 Geschütze und ebenso