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MUSEEN UND SAMMLUNGEN !N POLEN

I. DAS POLNISCHE SAMMLERWESEN ZUR ZEIT
DER RENAISSANCE UND DES BAROCKS
Das polnische Sammlerwesen hat jahrhundertelange Tradi-
tionen. Die heutige Situation unseres Museumswesens, den
Charakter und Umfang der musealen Sammlungen sowie
ihre Verteilung im ganzen Lande kann man also erst dann
verstehen, wenn man auf die Vergangenheit zurückgreift
und die Entwicklung des Sammler- und Museumswesens in
Polen seit der Renaissance verfolgt.
Uber die Sammlungen im Mittelalter wissen wir nur wenig.
Gesammelt wurde hauptsächlich in den Schatzkammern der
Kirchen, unter denen — bis heute bestehend und für Be-
sucher zugänglich — die Schatzkammer des Krakauer Doms
auf dem Wawelschloß und die Schatzkammer im Jasna-Go-
ra-Kloster in Cz$stochowa die herrlichsten sind. An der Tür
des Waweldoms hängen bis heute an Ketten „vorsintflutli-
che" Tierknochen, die einst als Knochen von Riesen galten.
Derartige Exponate werden in der Geschichte des Museums-
wesens als Vorboten der späteren naturkundlichen Samm-
lungen oder als Ansätze für die Raritätensammlungen der
Renaissance und des Barocks erwähnt.
Die ältesten königlichen Sammlungen, von denen wir genaue
Kenntnis besitzen, sind im 16. Jh. unter der Herrschaft der
beiden letzten Könige aus der Jagiellonendynastie entstan-
den. Sie waren berühmte Förderer der verschiedenen Kunst-
zweige, insbesondere der Architektur und der Bildhauerei.
Ganz berühmt war die ausgezeichnete Sammlung von Gewe-
ben König Zygmunt Augusts, der auch durch eine Sammlung
von Kleinodien bekannt ist. Er besaß ferner eine Gemälde-
galerie, die vielleicht auch nur Porträts umfaßte. Auf dem
Wawel und in den anderen königlichen Residenzen befanden
sich damals ungefähr 350 kunstvolle Gewebe, darunter viele
hervorragende Bildteppiche Brüsseler Herkunft mit Szenen
aus dem Alten Testament, mit Landschaften und Grotesken.
Einige von ihnen wurden bereits fertig angekauft, andere —
speziell bestellte — waren mit dem eingewebten Wappen
der Res Publica Polona und den Initialen des Königs
versehen.

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