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KAPITEL I
BUCHKUNST UND BÜCHER-
LIEBHABEREI

in gutes Buch in fchöner Form bedeutet einen
verdoppelten Genuß. Die (chöneForm erhöht
den Genuß des Lefens. Wir haben eine ähn-
liche Empfindung, wenn wir einen edlen Wein
aus einem edelgeformten Glafe trinken, wenn uns eine
köHliche Frucht auf einer köHlichen Schale dargereicht
wird. Gewiß, das ift Gefühlsfache, aber alles Ällhetifche
ift Gefühlsfache. Freilich weiß ich aus Erfahrung, daß bei
Büchern nur eine Minderheit folche ällhetifche Empfin-
dungen hat. Der Deutlche ift im Durchfchnitt mehr literarilch
als künltlerifch gebildet, er weiß nach dem Inhalt gute und
fchlechte Bücher zu unterfcheiden, aber es fehlt ihm mei-
Itens das Gefühl, äußerlich Ichöne und unfchöne Bücher
zu unterlcheiden. ]a ich kenne weit mehr Leute, die eine
feine Goldfchmiedearbeit, eine fchöne Vafe, ein gutes
Möbel, einen kollbaren Stoff eher zu würdigen vermögen,
als ein Ichön gedrucktes und Ichön gebundenes Buch. Lind
ift es nicht doch eine Freude ganz befonderer Art, wenn
ich ein Buch, das ich hoch fchätze, das mir lieb ift, in einer
Ichönen Ausgabe, in einem Ichönen Einbande erwerben
und zu wiederholtem Genuß des Lefens befi^en kann?
Solch einen guten Freund in der Nähe zu wilfen und fLets
geneigt zu freundlicher Zwiefprache in einer Hillen Feier-
Hunde, das iH ein lieber Gedanke. Wie fagt doch Michel
de Montaigne, der Philofoph und Menfchenkenner? »Ob-
gleich ich niemals ohne Bücher reife - auch in Kriegszeiten
nicht -, kann es doch Vorkommen, daß ich fie Tage oder


Lo ubier, Die neue deutsche Buchkunst.

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