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oder gar aus einer Art Leichtsinn (wie iezt manche
angesehene katholische Weltlcute) — eine gewisse
freie Denkungsart affektiren wolle. Daß dieses
Mädchen wirklich brav ist/ werden Sie mein
lieber Herr 'Pfarrer gleich sehen. Der Erste
von unfern lutherischen Geistlichen hatte sich von
der Gesellschaft entfernt / weil er darüber ver-
drüßlich war / das seine Aufschneidereien bei dec
ganzen Gesellschaft keinen Beifall gefunden. Und
doch hatte er hierum/ wie unser Herr Beamte,
sich ausdrükte / gute Talente / und war schon ost
so glüklich gewesen / eine noch größere und vor»
nemere Geftllschaft dadurch zu belustigen» Doch
hatte er sich wegen feines Entfernens sehr fein
entschuldigt: er wolle nemlich des (katholischen)
Herrn Beamten Pferde besehen. Diß war zwar
allerdings auch eine seiner Absichten. Aber die sehr
schöne Marianne hatte ihm schon immer in die Au-
gen geleuchtet. Und die wolt" er iezt eigentlich auf-
suchen. — Und — er fand sie auch. Als ei-
ner Magd und zwar einer Magd eines Beamten
trauete er ihr soviel Lebensart zu / daß sie ihm in
Allem zu Willen seyn werde / zumal da er kein
Bedienter / sondern ein Geistlicher sey. Aber diß-
mal kam er an die unrechte Person. Dem Mäd-
chen wars angst und dang/ da erste im Stadel
oder gar aus einer Art Leichtsinn (wie iezt manche
angesehene katholische Weltlcute) — eine gewisse
freie Denkungsart affektiren wolle. Daß dieses
Mädchen wirklich brav ist/ werden Sie mein
lieber Herr 'Pfarrer gleich sehen. Der Erste
von unfern lutherischen Geistlichen hatte sich von
der Gesellschaft entfernt / weil er darüber ver-
drüßlich war / das seine Aufschneidereien bei dec
ganzen Gesellschaft keinen Beifall gefunden. Und
doch hatte er hierum/ wie unser Herr Beamte,
sich ausdrükte / gute Talente / und war schon ost
so glüklich gewesen / eine noch größere und vor»
nemere Geftllschaft dadurch zu belustigen» Doch
hatte er sich wegen feines Entfernens sehr fein
entschuldigt: er wolle nemlich des (katholischen)
Herrn Beamten Pferde besehen. Diß war zwar
allerdings auch eine seiner Absichten. Aber die sehr
schöne Marianne hatte ihm schon immer in die Au-
gen geleuchtet. Und die wolt" er iezt eigentlich auf-
suchen. — Und — er fand sie auch. Als ei-
ner Magd und zwar einer Magd eines Beamten
trauete er ihr soviel Lebensart zu / daß sie ihm in
Allem zu Willen seyn werde / zumal da er kein
Bedienter / sondern ein Geistlicher sey. Aber diß-
mal kam er an die unrechte Person. Dem Mäd-
chen wars angst und dang/ da erste im Stadel