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Lübke, Wilhelm
Grundriss der Kunstgeschichte — Stuttgart, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.2899#0029
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$ KAPITEL.
Die Kunst des östlichen Asiens.

A. INDIEN.
1. Land und Volk.

Vom Himalaya, dem höchsten Gebirgsstock der Erde, der mit seiner
grossartigen Gletscherwelt in einer Ausdehnung sich hinzieht, die unge-
fähr der Länge Scandinaviens gleich kommt, dacht sich in mächtiger Ter-
rassengliederung ein Land ab, das in compakter Masse südwärts vorspringend
mit zulaufender Spitze sich in das Indische Meer hinausstreckt. Diese-
grosse Halbinsel, die vom Nordende bis zum südlichsten Yorsprunge, dem
Cap Comorin, eine Ausdehnung umspannt, wie die vom Gestade der Ostsee
bis zur äussersten Südspitze Griechenlands, ist durch ihre Naturlage zu
einem fest in sich abgeschlossenen Kulturleben vorbestimmt. Durch die«
Felsenwälle des Himalaya von den nördlichen Ländern getrennt, nach West-
und Ost von den mächtigen Strömen des Indus und Brahmaputra einge-
fasst, drängt sich das ungeheure Gebiet Vorderindiens zu einer Länder-
masse zusammen, die nur durch ein überreiches Netz von Strömen gegliedert
wird. Unter ihnen ist an Kulturbedeutung der wichtigste der heilige Strom
des Ganges, der sammt seinem grossen Nebenstrom, dem Djumna, aus
den Eisfeldern des Himalaya herabstürzt und von Allahabad an in ver-
einigtem Laufe seine Fluthen in hundert Mündungen in den Busen von
Bengalen ergiesst.

Wie überall in der ältesten Geschichte der Menschheit eine höhere
Kulturentwicklung zuerst an den Lauf mächtiger Ströme sich anknüpft, so
auch hier. Die alte Herrlichkeit des Hindureiches erblühte vor Allem in
dem vom Ganges und Djumna eingeschlossenen Mittelstromland, dem ge-
weihten Duab; hier lagen bereits im 12. Jahrhundert v. Chr. die pracht-
vollen Eesidenzen der brahmanischen Herrscher, Hastinapuras, Indraprasthas
 
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