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Lübke, Wilhelm
Grundriss der Kunstgeschichte — Stuttgart, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.2899#0547
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Kap. III. Dio bild. Kunst Italiens im 15. Jahrh. 2. Malerei. 527

■vier Heiligen, namentlich einem wunderschönen Sebastian und schwungvoll
idealem Johannes, sowie zwei überaus holdseligen musicirenden Engeln,
die an den Stufen des Thrones sitzen. Die Färbung ist voll tiefer Glnth
und leuchtender Kraft. Ausser anderen tüchtigen Bildern auf der Pina-
kothek zu Bologna malte er sodann in S. Cecilia mit seinen Schülern in
einer Eeihe von Fresken das Leben dieser Heiligen, welches zu seinen
tüchtigsten Arbeiten gehört. Unter den auswärts befindlichen Bildern ist
die Madonna im Eosenhag, die das vor ihr liegende Jesuskind verehrt, in
der Pinakothek zu München eins der berühmtesten und anziehendsten.
Kleinere G-emälde, meistens die Madonna oder die heil. Familie in Brust-
bildern darstellend, finden sich in vielen Galerien; eins der anmuthigsten
in Dresden (Fig. 295). Die Madonna hat immer denselben ruhig sinnen-
den Ausdruck, dieselben sanften, dunklen Augen, dasselbe kräftig gerun-
dete Oval des Gesichtes, und doch wirkt sie immer anziehend und wohl-
thuend. Auch Francia gehört zu den Meistern, deren Schöpfungskraft bis
ins Alter in ungebrochener Frische vorhielt. Er starb 1517 kurz nachdem
Bafael's heilige Cäcilia nach Bologna gekommen war, wie man sagt, aus
Erschütterung über den gewaltigen Eindruck dieses Werkes.

Der tüchtigste unter den Schülern Francia's ist der Ferrarese Lorenzo
Costa, der früher dem Einfluss der padnanischen Schule folgte, später
aber in Bologna thätig war und durch Francia's Vorbild zu ähnlichem
Schaffen angeregt wurde. Schöne Bilder von kräftig warmer, harmonischer
Färbung in der Pinakothek zu Bologna und im Museum zu Berlin.
Weniger selbständig sind der Sohn und der Neffe des älteren Meisters
Giacomo und Giulio Francia.

d. Die Schule von Xeapel.

Unmittelbarer als im' übrigen Italien drang in Neapel der direkte
Einfluss der flandrischen Kunst ein, wo unter König Eene' von Aujou,
der selbst ein Schüler der van Eyck war, genug Veranlassung zu einer
solchen Verbindung geboten wurde. Obwohl es nicht an Bildern fehlt,
welche für dieses Verhältniss bezeichnende Beispiele liefern, mangelt es
doch noch sehr an eingehender Forschung über diesen Punkt der Kunst-
geschichte. Selbst die Nachrichten über den Hauptmeister der dortigen
Schule, Antonio Solario, von seinem früheren Schmiede-Gewerbe lo Zin-
garo genannt, sind dunkel und mit den ihm zugeschriebenen Bildern nicht
zu reimen. Denn wenn Antonio wirklich von 1382 bis 1445 lebte, so kann
er die ihm beigelegten Werke nicht gemalt haben, da sie mit ihrer ganzen
Erscheinung in die letzte Hälfte des Jahrhunderts weisen. Die Sage macht
Antonio zum Quintyn Messys des Südens, denn sie lässt ihn aus Liebe
zur Tochter des Colantonio del Fiore aus einem Schmied ein Maler werden..
 
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