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Lübke, Wilhelm
Grundriss der Kunstgeschichte — Stuttgart, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.2899#0548
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528 Viertes Buch. Die Kunst der neueren Zeit.

Die auf ihn bezogenen Tafelbilder, eine Madonna mit Heiligen im Museo
zu Neapel, von tüchtiger Auffassung des Lebens, entschiedener Behand-
lung der Form und warmer harmonischer Farbe, und eine Kreuztragung
in S. Domenico maggiore entsprechen ihrerseits nicht den ebenfalls ihm
zugeschriebenen Fresken im Klosterhof von S. Severino. Sie enthalten
in neunzehn Bildern das Leben des heil. Benedictus und sind eins der
liebenswürdigsten Werke des 15. Jahrhunderts. Eher kühl als warm, und
durchweg sanft, mild und harmonisch in der Farbe, während indess die
Carnation warm und goldtönig erscheint, geben sie eine Reihe von Scenen
klösterlichen Lebens, alles ruhig und still in holdem, gottseligem Frieden,
ohne bedeutende Handlung oder Bewegung, aber interessant durch tüchtige
Gruppen von Zeitgenossen und mehr noch durch die landschaftlichen Gründe,
die eine Schönheit, eine Kraft und Tiefe der Stimmung entfalten, welche
die ganze italienische Kunst des 15. Jahrhunderts nicht kennt, und die
selbst in' der folgenden Epoche vereinzelt dasteht. Grossartige, kühne
Felsenpartieen, dann wieder sanft idyllische Gründe mit reizenden Fern-
sichten geben selbst den minder bedeutenden figürlichen Scenen einen
hohen Werth und tragen zu der köstlichen Empfindung einsiedlerischer,
friedenvoller Buhe bei, die dem Charakter des Ortes entspricht und mitten
im lärmenden Treiben Neapels doppelt wohlthuend berührt.

VIERTES KAPITEL.
Die bildende Kunst Italiens im 16. Jahrhundert.

1. Die Bildnerei.

Die italienische Plastik hatte im Laufe des 15. Jahrhunderts an der
Hand der Antike eine neue Form der Darstellung gewonnen und in rast-
losem Streben nach Wahrheit und Leben Bedeutendes erreicht. In ein-
zelnen Erscheinungen schwang sie sich sogar zu einer Höhe empor, die
ihr nachmals nur ausnahmsweise noch vergönnt war; wir brauchen nur
an die Ghibertischen Thüren zu erinnern, deren Gleichen die folgende
Epoche nicht wieder hervorgebracht. .Wenn aber bisher noch der Aus-
 
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