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Lübke, Wilhelm
Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart — Leipzig, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.26748#0053

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Zweites Kapitel. Babylonisch-assyrische Baukunst.

31

das Höchste vorbereitet hat, allmählich niedriger, enger, düsterer zusammen-
schrnmpft, so dass da, wo würdigste Entfaltung, höchste Erhebung erwartet
wird, niedrige Beschränkung eintritt und mit der Oede eines mystischen
Schweigens antwortet. Dies hängt wieder eng mit dem’Wesen eines Cultus
zusammen, der in seinem Allerheiligsten keine leben erfüllten, vom Volksgeiste
geschaffenen, sondern nur todte, durch Priestersatzung geformte Göttergestalten
aufzuweisen hatte. Nicht minder endlich ist die Eintönigkeit des ägyptischen
Grundrisses, der sich überall in derselben unorganischen Zusammensetzung
wiederholt, bezeichnend für das einer lebendigen Entwicklung unfähige Wesen
jener Kunst. Denn auch hier begegnen wir zwar im Verlauf ihrer mehr-
tausendjährigen Existenz den natürlichen Fortschritten vom Einfachen zum
Reichen und von da zum Spielend-Ueppigen: allein eine eigentliche Fortbildung
der Form hat nur in geringem Maasse, eine Entwicklung der Construction
gar nicht stattgefunden.

Andererseits lässt sich nicht leugnen, dass dieser Styl in construktiver
Hinsicht eine bedeutsame Stellung einnimmt. Der Kern derselben ist der
steinerne Deckenbau, der hier zum ersten Male in grossartiger, con-
sequenter Anlage uns entgegen tritt, rückwirkend auf die enge Stellung kräf-
tiger Säulen und den dadurch bedingten künstlerischen Eindruck der inneren
Räume, verbunden mit einem System von stützenden, umschliessenden und
gegenstrebenden Gliedern, deren Gestalt nicht allein eine ihrer Function ent-
sprechende Bildung, sondern auch den bisweilen glücklichen Versuch, ihre
Wesenheit im ornamentalen Gewände auszuprechen, aufweist.

So stossen wir zwar überall in der ägyptischen Architektur auf Gegen-
sätze, die sich nicht nach innerer Nothwendigkeit lösen, sondern nach den
Regeln äusserer kluger Berechnung gegen einander nach Möglichkeit aus-
geglichen sind. Dennoch reisst die Massenliaftigkeit, das gewaltig Gediegene
der ganzen Bauart, im Verein mit der bestechenden Pracht bildnerischen
Schmuckes, uns zur Bewunderung hin, die sich nicht verhehlen kann, dass
hier Grosses, Bedeutsames erstrebt sei, wenngleich die Schönheit dieses
Styles so einseitig beschränkt ist, wie der Charakter jenes Volkes.

ZWEITES KAPITEL.

Babylonisch.-assyrische Baukunst.

Einer der ältesten Cultursitze ist das Mittelstromland (Mesopotamien),
das vom Euphrat und Tigris eingeschlossen wird. Die frühesten Reiche, die
hier geblüht, entzogen sich lange der geschichtlichen Kunde; nur die Bücher
des alten Testaments enthalten dunkle Andeutungen, Namen von mächtigen
Herrscherstädten, die in historischer Zeit bereits von der Erde verschwunden
waren, bis die neuere Forschung sie wieder ans Licht zog. Die ältesten Sagen
schon verknüpfen sich unter der Erzählung vom sogenannten Thurmbau zu
Babel mit Bau-Unternehmungen von riesigem Umfange. Den Mittelpunkt jener

Con-

stniction.

Resultat.

Babylon u.
Niniveh.
 
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