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Lübke, Wilhelm
Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart — Leipzig, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.26748#0185

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Drittes Kapitel. Römische Baukunst.

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tischem Unterbau von 25 Fuss Breite und gleicher Höhe die Reste von fünf
kegelförmigen Denkpfeilern, vier auf den Ecken, die einen mittleren, kräf-
tigeren Kegel umgeben.

Sowohl dies tumulusartige Freigrab, als jenes fagadengeschmtickte Fels- Einflüsse
grab gehören, wie wir gesehen haben, der alten Kunst des Orients an. Ohne orfents.
Zweifel haben die Etrusker beide Anlagen von dort erhalten und dieselben
während der ganzen Dauer ihrer selbständigen historischen Existenz fest-
gehalten. Auch in den Details ihrer Architektur scheinen sie länger die
asiatischen Formen bewahrt zu haben als die Griechen. Wie viel von jenen
ältesten Einflüssen auf die Vermittlung der Phönizier kommt, wie viel etwa
auf eigenen direkten Verkehr mit dem Orient zu setzen ist, lässt sich kaum
entscheiden. Fassen wir die Bedeutung der etruskischen Architektur für die Gcschiciit-
geschichtlicke Entwicklung der Baukunst zusammen, so finden wir in ästhe- Bedeutung,
tischer Beziehung einen Rückschritt gegen die griechische, zuerst ein An-
lehnen an orientalische, dann ein schüchternes, missverstandenes Anklingen
an gewisse hellenische Formen. Aber in constructiver Hinsicht bildet die um-
fassende Anwendung des Bogenbaues ein Element von so weitgreifender
Wichtigkeit, dass hierdurch allein die Etrusker in der Geschichte der Archi-
tektur einen bedeutsamen Platz einnehmen. Indess blieb diese neue technische
Errungenschaft, wie wir gesehen haben, nur auf dem Niveau praktischer Nütz-
lichkeit, ohne sich zu künstlerischer Ausbildung zu erheben. Dies sollte erst
von den Römern versucht, vom christlichen Mittelalter in glanzvollster Weise
durchgeführt werden.

DEITTES KAPITEL.

Die römische Baukunst.

1. Allgemeines.

Trat schon bei den Etruskern die eigentlich künstlerische Begabung in Charakter
den Hintergrund, lehnten sie sich mit ihrer Culturentfaltung grossentheils an des Vulke!ä'
die Griechen an, so zeigt sich dies Verhältniss bei den Römern noch gesteigert.
Ueberhaupt scheint in ihnen das Wesen der Etrusker nur seine consequentere,
höhere Ausprägung erhalten zu haben. Hier wie dort ein Sinn, der sich vor-
zugsweise den äusseren Zwecken des Lebens, der Herrschaft und des Besitzes,
hingibt, der diese aber mit einer seltenen Grossartigkeit der Intention zu ver-
wirklichen weiss; zugleich jedoch ein Mangel an selbständigem, originalem
künstlerischen Genie, der die Römer anfangs zu Schülern der Etrusker, später
zu Nachahmern der Griechen macht. Wir finden, dass sie sich dieser Armutli
selbst bewusst sind, ohne dieselbe zu beklagen. Denn ihrem herrschbegierigen
Sinn erscheint es als die höchste Aufgabe des Daseins, die anderen Völker zu
unterjochen, dem Erdkreis Gesetze vorzuschreiben. Mögen dann die Anderen

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