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Lübke, Wilhelm
Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart — Leipzig, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.26748#0293

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Drittes Kapitel. Aeussere Verbreitung des mohamedanischen Styles.

271

DRITTES KAPITEL.

Aeussere Verbreitung des mohamedanischen Stj/les.

1. In Syrien, Aegypten und Sicilien.

In Syrien, welches die Schaaren.der Araber zuerst erobernd überfielen, Syrische
haben wir einige der frühesten Bauten des Islam zu suchen. Die vom Kalifen Bauten‘
Omar gleich nach der im J. 637 erfolgten Eroberung der Stadt, auf der Stelle
des Salomonischen Tempels erbaute Moschee der Sachra zu Jerusalem ist Moschee zu
eine der ältesten* *). Wenn, wie wir wissen, noch der Nachfolger Omar’s, der Jerusalem-
Kalif Walid, sich Baumeister von Constantinopel kommen liess, so ist um so
sicherer anzunehmen, dass auch diese Moschee von christlichen und zwar by-
zantinischen Architekten erbaut worden ist. Ihre Anlage weist deutlich auf
solchen Ursprung hin (vgl. den Grundriss Fig. 192). Sie hat eine achteckige
Grundform, im Innern durch zwei concentrische, aus Säulen und Pfeilern ge-
mischte Kreise getheilt. Ueber dem Mittel-
raume, der den heiligen Fels mit der „edlen
Höhle“ umschliesst, steigt ans dem flachen
Dache eine Kuppel von 93 Fuss Höhe em-
por. Auch die Säulen erinnern in der Form
ihrer Kapitale noch an römische Art. Nach
neueren Untersuchungen **) soll die ur-
sprüngliche Anlage sogar der h. Grabkirche
Constantin’s angehören. Unger, dem wir
eine scharfsinnige Untersuchung dieser
Frage verdanken, will höchstens die inneren
Säulen, aber ohne die Pfeiler jenem cen-
stantinisehen Bau zuschreiben. Sicher ist
wohl, dass dieselben einem älteren Denk-
mal entnommen sind. Dagegen zeigen die
Säulen des achteckigen Umganges den by-
zantinischen Kämpferaufsatz und unter den
Bögen einen Architrav, dessen Profil etwa der justinianischen Periode an-
gehören dürfte. Unger ist desshalb geneigt, diese Theile der Gemahlin Theo-
dosius’ II., Eudoxia, zuzuschreiben. Dann käme auf die Araber nur der
äussere Umgang, die hölzerne Kuppel und die reiche Ausschmückung. Ein
zweiter Bau, der sich auf der Höhe des Haram (der alten Tempelterrasse)
erhebt, ist die vielleicht von Walid erbaute Moschee el Aksa, eine sieben-
schiffige basilikenartige Anlage von 180 Fuss Breite und 280 Fuss Länge.

Ihre Säulen scheinen grossentheils älteren Bauten, namentlich der von

'*) Girault de Prangey, Monuments arabes d’Egypte, de Syrie et d’Asie mineure. Paris.

*) Fergusson, an essay on the ancient topography of Jerusalem. London 1847. F. TV. Unger, Die

Bauten Constantins am heil. Grabe. Göttingen 1863.

Fig. 192.
 
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