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Lübke, Wilhelm; Lübke, Wilhelm [Hrsg.]
Geschichte der italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Band 1) — Stuttgart: Ebner & Seubert, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.47045#0588

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II. Buch. Die Frührenaissance.

artigen Typus Giovanni Bellini’s in etwas vergröberter Nachbildung
zeigt. Dass Mansueti ein angesehener Künstler war, erkennt man aus
den bedeutenden Aufträgen, die ihm zu Theil wurden; er selbst nennt
sich auf seinem 1494 für die Scuola di S. Giovanni Ev. gemalten,
jetzt in der Akademie befindlichen Legendenbilde einen Schüler Bel-
lini’s. Ungleich niedriger steht Benedetto Diana, von welchem die
Akademie eine noch sehr befangene thronende Madonna mit dem
Namen des Künstlers besitzt. Von ähnlicher Geringfügigkeit ist
Marco Marziale, dessen Bilder von einem geringen Talent und von
einer bis tief in’s Triviale gehenden Aufnahme schwerfälliger deutscher
Formbildungen zeugen. Solcher Art ist namentlich eine Darstellung
des Gastmahls zu Emmaus vom Jahr 1506 in der Akademie zu
Venedig, wiederholt in einem Bilde des Museums zu Berlin von
1507, das auch in der harten Trockenheit und bunten Unruhe der
Farbe aus den Traditionen der venezianischen Kunst herausfällt.
Werthvoller für die Betrachtung ist Jacopo de’ Barbari, dei’ sich
nach Deutschland und den Niederlanden begab und dort starke Ein-
flüsse der nordischen Kunst empfing, seinerseits aber, wenn auch nur
vorübergehend, auf die Nürnberger Kunst, namentlich auf Dürer, ein-
wirkte. Es ist kein Zweifel mehr, dass er identisch ist mit dem von
dem nürnberger Meister als „Jacob Walch“ (d. i. der Wälsche)
bezeichneten Künstler. Dürer erzählt, wie derselbe ihm in seiner
Jugend Unterweisungen über die menschlichen Proportionen gegeben
habe. Er nennt ihn einen „lieblichen Maler“, stimmt aber nachher bei
genauerer Vertrautheit mit der venezianischen Kunst seine Meinung
von ihm beträchtlich herab. Ohne Frage hat Jacopo namentlich durch
seine Kupferstiche, und zwar besonders durch seine antik-mythologischen
Compositionen, welche er meistens mit dem Monogramm des Merkur-
stabes zu bezeichnen pflegte, einen bedeutenden Einfluss auf Dürer
ausgeübt. Er wurde dadurch ein wichtiges Verbindungsglied für die
Uebertragung der Kenaissancekunst nach dem Norden. Als Maler
lernen wir ihn kennen in einem mit flandrischer Feinheit durchgeführten
Stillleben der Galerie zu Augsburg vom Jahr 1504. Es bringt ein
Rebhuhn mit einem Paar Handschuhen, Armschienen und einem Pfeil
zusammen und ist sicher eins von den Werken, welche Dürer zu ähn-
lichen Darstellungen angeregt haben. Auf einem im Museum zu
Weimar befindlichen Christuskopf, der ebenfalls die Bezeichnung des
Künstlers trägt, ist mehr flandrische als venezianische Auffassung zu
spüren.
 
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