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ANMERKUNGEN

Scheurls Widmungsbrief

Dr. Scheurls Brief an Lucas Cranach ist als eine Art von Wid-
mung dem Text einer lateinischen Rede vorangestellt, die 1509
von der Offizin des Martin Landsberg (Herbipolensis) in Leip-
zig gedruckt wurde. Das sehr seltene kleine Buch hat dem Her-
ausgeber nicht im Original vorgelegen; in der älteren Cranach-
Literatur wird es unter dem folgenden Titel zitiert: Oratio
attingens litterarum praestantiam necnon laudem ecclesiae
collegiatae omnium Sanctorum Vittenburgensis, habita in eadem
ecclesia decimo sexto kalendas Decembris Anno domini 1508
per Christoferum Scheurlum . . . (Rede, betreffend den Vor-
rang der Wissenschaften wie auch das Lob der Stiftskirche
Allerheiligen zu Wittenberg, gehalten in ebendieser Kirche am
16. Dezember im Jahr des Herrn 1508 von Christoph Scheurl).
Beigefügt sind die in unserer kurzen Cranach-Biographie er-
wähnten lateinischen Gedichte von Bayer, Beckmann, Sbrulius
und Karlstadt sowie — auf der letzten Seite — derselbe Cranach-
Holzschnitt von der Wittenberger Stiftskirche, der auch im
Heiligtumbuch enthalten ist. Wir geben den Widmungsbrief
nach den Übersetzungen von Heller, Schuchardt und Lindau
(s. Literaturverzeichnis); das Gedicht des Andreas Bodenstein
gen. Karlstadt war bisher unübersetzt und erscheint hier in
einer metrischen Verdeutschung von Albert Klöckner.
Christoph Scheurl (1481—1542) war der älteste Sohn eines
reichen Nürnberger Kaufmannes; seine Mutter stammte aus
der Patrizierfamilie Tucher. Er studierte in Bologna die Rechts-
wissenschaften und war dort zwei Jahre Syndikus der deutschen
Nation, d. h. der zahlreichen deutschen Hochschulangehörigen.
1505 veröffentlichte er eine „Lobrede auf Deutschland und den
Herzog von Sachsen“. Vermutlich ebnete er sich dadurch den
Weg zu seiner Berufung an die Wittenberger Universität, die
1507 erfolgte. Bald darauf wurde er Rektor. Während seines
halbjährigen Rektorats schrieb er einen werbenden Bericht
(Rotulus) über die junge Hochschule und die Stadt Witten-
berg, der er ein gesundes Klima und wohlfeile Lebensbedin-
gungen nachrühmte. 1508 wurde er in den Rat des Kurfürsten
aufgenommen. Im selben Jahr veranstaltete er eine Neuaus-
gabe seiner „Lobrede“ (unter dem Titel: Büchlein über die

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Tafel 4

IOI
 
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