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Lüdeke, Christoph Wilhelm
Glaubwürdige Nachrichten von dem türkischen Reiche nach seiner neuesten Religions- und Staatsverfassung: nebst der Beschreibung eines zu Smyrnen errichteten evangelischen Kirchenwesens — Frankfurt und Leipzig, 1771 [VD18 10965912]

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https://doi.org/10.11588/diglit.30913#0260
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aus dem Haufen oder ein Vorüberreisender gezwun-
gen, dieß gute Werk zu verrichten. Ist er dazu blö-
de, so wird er noch verspottet, auch wohl übel behan-
delt, daher sich die Christen und Juden bey derglei-
chen Executionen nicht gern gegenwärtig finden. Man
erzählet, baß ein engländischer Capitain bey dem Vor-
übergehen dazu genölhiget worden, welcher aber ei-
nen grossen Beissall von dem Volke erhalten, weil er
nach verrichteter Sache mit kaltem Blute gefraget:
ob sich noch jemand seinen Dienst zu Nutz? machen
wolle. Ohnerachtet nun die Strafen so scharf sind,
so ist doch, die Städte ausgenommen, als worin»
man die Häuser nur wenig verwahret, der Strassen-
räuberey und der Ermordungen kein Ende. Vor»
nehme Leute und die Janitscharen werden stranguli-
ret, und entweder gleich begraben, oder aber wohl gar
die Köpfe abgeschnitten und drey Tage unbegraben
gelassen. Länger bleibt überhaupt kein abgethaner
Missethäter der Luft ausgeseßet.
Daß die Ehrenstellen und Aemter in der ganzen
Türkey erkaufet, oder wenigstens mit Geschenken er-
worben werden, ist schon vorher angemerker worden.
Es bringt dieß ungemeine Summen ein. Nur der
Radi von Smirnen bezahlet für seinen Posten,der
doch nur ein Jahr dauert, über vierzig Beutel. Vom
Korne, Oel, Weintrauben u. d. gl. müssen die Zehn-
den abgetragen werden, welche die Pforte den Agas
und andern Personen zu verpachten pflegt. Die Zölle
find vielleicht, wie schon im 20. bemerket worden,
das billigste in der Türkey. Die Türken und Euro-
päer bezahlen ein für allemal drey pro Cent, die Lan-
 
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