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Lüdemann, Wilhelm von
Neapel wie es ist — Dresden: P. G. Hilschersche Buchhandlung, 1827

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https://doi.org/10.11588/diglit.53366#0254
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An der Ecke des Hauſes unſerm Triclinio
zur Seite lehnte ein junger Menſch, eine
Mandoline in der Hand, ſinnend und mit ver—
ſchraͤnkten Beinen gegen einen Pfeiler. Sein
Blick fiel bald auf uns, bald ſog ihn ein kleines
Fenſter ein, das auf der andern Seite über un—
ſerm Platz hinausragte. In dem Maaße, als der
Schleier des Abends tiefer und tiefer ſank, wur⸗
den die Akkorde ſeiner Mandoline heller und ver—
nehmlicher. Als wir endlich aufbrachen und in
unſre Gondel ſtiegen, hoͤrten wir ſcheidend fol—
gende Toͤne vom Lande her zu uns heruͤber
wehen:
„Fenſterlein der Theuren,

„Das der Mond beſcheint.

Laß mich ſtill dich feiern/

„Dich, das oft uns eint.
„Freundlich Mond und Sterne

„Berget euch dazu, Y

„Und aus dunkler Ferne

„Hoͤrt dem Liedchen zu.

„Aeuglein der Geliebten,

Ihr erſchaut den Freund;

Herzchen der Geliebten

„Haſt du's treu gemeint?

„Oeffne, Traute, leiſe,

Mir dein Fenſterlein/

„Laß des Liedes Weiſe

„Stil und heimlich ein.“

Der arme Maſo Minelli, der Saͤnger,
war von Sinnen. Sein irrer Blick ſtierte nach
dem Fenſter hinauf, an dem vor Jahr und Tag
ein verſchmaͤhter Nebenbuhler ſeine holde Lucia
 
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